Der Kirchenkampf der FAZ

..nimmt immer groteskere Formen an.  Sollte die Frankfurter demnächst  einen Neudruck des Pfaffenspiegel  aus dem 19. Jahrhundert als Fortsetzungsgeschichte ihren Lesern servieren: Auch darüber würde ich mich nicht mehr wundern.

Vorläufiger Höhepunkt der Kampagne:  In der renommierten Frankfurter Sonntagszeitung, Ausgabe 20.10.2013, wird unter der plakativen Überschrift →„Wie reich die Kirchen wirklich sind“ eine Rechnung aufgemacht, deren sich jedes Milchmädchen  schämen würde.  Denn dieses Pamphlet, offenbar abgeschrieben aus einen „Violettbuch“ strotzt nur  gerade so von Fehlern.  Demnach sollen die beiden christlichen Konfessionen 19,3 Mrd. Euro vom Staat zugeschustert bekommen. Zusätzlich zur Kirchensteuer natürlich.  Alle Jahre wieder. Das wäre in der Tat das Doppelte des Kirchensteueraufkommens.

Copyright FAZ

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Einige Beispiele für die gröbsten Schnitzer:  Der Steuerausfall des Staates durch die Absetzbarkeit  von Kirchensteuern  und Spenden wird einfach als Geldwert den Religionsgemeinschaften  zugerechnet.  Dabei kommen diese Beträge  nicht den Kirchen, sondern dem Steuerpflichtigen selbst zugute. Das gleiche gilt für die Absetzbarkeit von Spenden.  Ein einfaches Beispiel um den Sachverhalt zu verdeutlichen:  Wenn ich ab morgen mein Jahresabonnement für die FAZ von der Steuer absetzen dürfte, dann habe ich etwa 200 Euro zusätzlich  in meinem Portemonnaie. Die FAZ hätte davon …. nichts.

Genauso hanebüchen ist der Posten mit 1,8 Mrd. für den staatlichen Einzug der Kirchensteuer. Genau umgekehrt wird ein Schuh daraus. Denn jeder weiß, dass sich der Fiskus diese Dienstleistung mit ein paar hundert Millionen jährlich vergolden lässt. Geld, das  er vom Kirchensteueraufkommen direkt abzieht und in die eigene Tasche steckt.

Noch ein Schmankerl: 280 Mio Euro  sollen die Arbeitgeber für die Berechnung der Kirchensteuer aufwenden.  Auch diese Zahl fließt ein in das FAZ-Machwerk. Wie diese Summe  zustande kommen sollen bleibt das Geheimnis des Autors, der auch das offenbar ungeprüft aus den „Violettbuch“ übernommen hat. Vor dem Abschreiben Gehirn einschalten! Diesen Ratschlag möchte man diesem Herrn gern mit auf den Weg geben.  

So  könnte man jeden der oben genannten Posten auseinanderpflücken.  Etwa die Denkmalpflege, der Unterhalt von Kindergärten und andere Leistungen, die die Kirchen im staatlichen Auftrag erbringen. Müßig, auf all das im Einzelnen einzugehen. Die Absicht des Autors  ist einfach zu fadenscheinig. Erst noch gründlich rechnen! Das schreibt ausgerechnet  der Verfasser Ralph Bollmann in einer Kapitelüberschrift. Realsatire vom feinsten.

Fazit: Es gab schon besser recherchierte Reportagen in der FAZ. Hier wurden ungeprüft willkürlich zusammengeschusterte Zahlen eines antiklerikalen Machwerks übernommen.

 Ich bin seit über 40 Jahren Abonnent der FAZ. Auch die Frankfurter Sonntagsausgabe beziehe ich seit dem ersten Zeitpunkt ihres Erscheinens. Ich wünsche mir, daß die FAZ  zu der in früheren Jahrzehnten gepflegten redaktionellen Qualität und  journalistischen Sorgfalt zurückfindet.

Euer Bernd