Tausende starben

35 Jahre nach Tschernobyl:  Im Westen nichts Neues, im Osten auch nicht. Dort gedenkt man in der Ukraine der Opfer der Reaktorkatastrophe. Die Trauerfeiern  dort  sind dort gleichzeitig Anklagen gegen die frühere Sowjetunion, die das Kernkraftwerk mit mehreren Reaktorblöcken unweit der Millionenstadt Kiew betrieben hat.  Hierzulande wird in den Öffentlich-Rechtlichen die Geschichte seit Jahren nach dem gleichen Muster erzählt. So in der ARD-Tagesschau vom 26.4.2016: „In Tschernobyl und Umgebung kamen tausende Menschen ums Leben“ so der Originalton. „Tausende starben an der hohen Strahlendosis, der sie ausgesetzt waren.“ So die Tagesschau am 26. April 2021.

Aber woher kommen die tausende Tote? Auf den Bildern der Trauerfeiern sieht man nur wenige Namen:

Tagesschau2016

Fragen wir nach bei der UNO: UNSCEAR, das ist der Wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen atomarer Strahlung (United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation, UNSCEAR)  Dort befindet sich der letzte Wissensstand: https://www.unscear.org/unscear/en/chernobyl.html

Aus dem Text: „Of 600 workers present on the site during the early morning of 26 April 1986, 134 received high doses (0.8-16 Gy) and suffered from radiation sickness. Of these, 28 died in the first three months and another 19 died in 1987-2004 of various causes not necessarily associated with radiation exposure.“  Die deutsche Wikipedia übersetzt: “Der im Jahr 2008 veröffentlichte Bericht der UNSCEAR kam zu dem Schluss, dass zu diesem Zeitpunkt insgesamt 43 Todesfälle auf den Reaktorunfall zurückzuführen waren:“

Aber woher kommen die „tausende Tote“ der ARD? Ganz einfach: Es sind spekulative Todeszahlen. Von den Verstorbenen eines Zeitraums werden einfach soundso viel Promille oder Prozent der Radioaktivität zugerechnet. Dabei könnte man es eigentlich genau wissen: Denn ein durch radioaktive Strahlung hervorgerufenes Krankheitsbild lässt sich üblicherweise genau von anderen Ursachen differenzieren. – Wikipedia ergänzt: „Die mittelbaren und statistisch ermittelten Todesopferzahlen werden dagegen wesentlich höher beziffert“.  Erinnert irgendwie an die statistisch „errechneten“ Stickoxidtoten des Umweltbundesamtes, die kein Pathologe je auf dem Seziertisch gesehen hat.

Noch einmal zu UNSCEAR: Apart from the dramatic increase in thyroid cancer incidence among those exposed at a young age, and some indication of an increased leukaemia and cataract incidence among the workers, there is no clearly demonstrated increase in the incidence of solid cancers or leukaemia due to radiation in the exposed populations. Neither is there any proof of other non-malignant disorders that are related to ionizing radiation. However, there were widespread psychological reactions to the accident, which were due to fear of the radiation, not to the actual radiation doses.

There is a tendency to attribute increases in the rates of all cancers over time to the Chernobyl accident, but it should be noted that increases were also observed before the accident in the affected areas. Moreover, a general increase in mortality has been reported in recent decades in most areas of the former Soviet Union, and this must be taken into account when interpreting the results of the accident-related studies.

The present understanding of the late effects of protracted exposure to ionizing radiation is limited, since the dose-response assessments rely heavily on studies of exposure to high doses and animal experiments. Studies of the Chernobyl accident exposure might shed light on the late effects of protracted exposure, but given the low doses received by the majority of exposed individuals, any increase in cancer incidence or mortality will be difficult to detect in epidemiological studies.

Im Klartext: Die „tausende Toten“ sind nicht evidenzbasiert sondern rein spekulativ. Es wäre zuviel verlangt von ARD und ZDF, diese Problematik in der Wahrheitsfindung ihrem Publikum mitzuteilen.

Wie wir gerade in den letzten Monaten erneut erfahren haben, ist Angst ein probates Mittel der Regierenden um Politik nach ihrem Gusto  zu gestalten.  Wo die Angst regiert, da bleibt üblicherweise der Verstand auf der Strecke. Egal ob  Virenmutationen, Feinstaub, Stickoxide, Kernkraft, Klimaapokalypse,  Glyphosat oder sonstiges: Stets findet sich das gleiche Muster; stets geht es darum, Risiken besonders dramatisch zu gestalten.  Warum?  Politiker brauchen nun mal eine Legitimation zur Ausweitung  ihrer Machtbefugnis. Damit lässt es sich dann leichter durchregieren.  Kritiker sind unerwünscht.

Im Westen nichts Neues. Nebenbei: Der Betrieb im Kraftwerk Tschernobyl ging auch nach dem Unfall weiter. Erst im Jahr 2000, als die Sowjetunion sich längst aufgelöst hatte, wurde der letzte Reaktorblock endgültig abgeschaltet.