Vogelschiss: Die Fortsetzung
Veröffentlicht: 27. Januar 2021 Abgelegt unter: Deutsche Geschichte, Kollektivschuld 2 KommentareJa, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für die 12 Jahre…… die großen Gestalten der Vergangenheit von Karl dem Großen über Karl V. bis zu Bismarck sind der Maßstab, an dem wir unser Handeln ausrichten müssen. Gerade weil wir die Verantwortung für die 12 Jahre übernommen haben, haben wir jedes Recht den Stauferkaiser Friedrich II., der in Palermo ruht, zu bewundern. Der Bamberger Reiter gehört zu uns wie die Stifterfiguren des Naumburger Doms.
Liebe Freunde, denken wir immer daran, dass ein deutscher Jude, Ernst Kantorowicz, den Ruhm des Stauferkaisers beschrieben hat. Nein, der Islam gehört nicht zu uns. Unsere Vorfahren haben ihn 1683 vor Wien besiegt. Aber das deutsche Judentum von Ballin und Bleichröder über Rathenau und Kantorowicz war Teil einer deutschen Heldengeschichte, die Hitler vernichten wollte.
Liebe Freunde, uns muss man nicht vom Unwert des Nationalsozialismus überzeugen. Wir haben diesen Unwert im Blut….
Soweit die Fortsetzung aus Gaulands berüchtigter →Vogelschissrede
Ich muß Gauland energisch widersprechen. Nach meinem Empfinden habe ich keinen „Unwert im Blut“, noch habe ich mit meinem Geburtsjahr 1950 Blutschuld auf mich geladen. Ich habe niemanden umgebracht und gedenke es auch nicht zu tun. Das religiöse Konstrukt der „Erbsünde“ ist mir ebenso fremd wie eine Generationen übergreifende Sippenhaft. Schuldhaftigkeit ist ein persönliches Merkmal.
Und wenn wir schon bei meiner Sippe sind: Mein Vater, Jahrgang 1922, war bei der Machtergreifung Hitlers gerade mal 11 Jahre alt. Sein Vater, mithin ein Großvater, war bereits sieben Jahre zuvor frühzeitig verstorben. Mit 19 Jahren wurde mein Vater zum Militärdienst einberufen; ein Augenleiden bewahrte ihn vor Kampfeinsätzen und so hat er mit viel Glück das Kriegsende und Gefangenschaft überleben dürfen. Ganz im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden, von denen die meisten nicht mehr zurückkamen. Natürlich waren die Kriegserlebnisse für meinen Vater und unsere Familie alles andere als ein Vogelschiss. – Meine Mutter war nach Abschluss ihres Medizinstudiums noch im Krieg dienstverpflichtet worden. Als Ärztin an einem Krankenhaus in Thüringen erlebte sie zunächst den Einmarsch der Amerikaner, einige Monate später den der Russen. Bestimmt kein Vogelschiss!
Mein Großvater mütterlicherseits war schon zu alt um im ersten Weltkrieg zu kämpfen. Als Postsekretär diente er in der Etappe; mit 68 Jahren wurde er 1943 pensioniert. Im März 1945 erlebte und überlebte er mit seiner Frau, meiner Großmutter, den verheerenden Bombenangriff auf das unverteidigte Würzburg. Fünftausend Tote; die Altstadt ein Flammenmeer. Wenige Tage vor Einmarsch der Amerikaner. Auch kein Vogelschiss.
Quizfrage: Was könnte Gauland damals gemeint haben?