Bald auch Türken verboten?
Veröffentlicht: 19. Januar 2014 Abgelegt unter: Skurriles, Besinnliches, Vermischtes | Tags: Neger Hinterlasse einen KommentarNeger und Zigeuner sind nahezu vollständig verschwunden. Aus unserem Sprachgebrauch. Denn diese Wörter gelten als politisch unkorrekt und unsere Medien- und Meinungsmacher gehorchen dem Verdikt. Kein Bäcker wagt es noch „Negerküsse“ in seiner Auslage anzubieten. „Zigeunerschnitzel“ sind in öffentlichen Kantinen (Hannover) geächtet.
Wie steht es aber um die Türken? Redewendungen wie „einen Türken bauen“ oder „getürkt“ ? Synonyme für Betrügerei und Vortäuschung? Ein Skandal, daß unsere Sprachpädagogen hier noch nicht reagiert haben. Eine ganze stolze Nation wird diffamiert!
Aber es kommt noch schlimmer: Seit Jahrhunderten gibt es hierzulande die Überlieferung der Türkengräuel. Und →Ludwig Uhland kontert vor zweihundert Jahren blutrünstig in seinen Vers: zur Rechten sieht man wie zur Linken, einen halben Türken heruntersinken.
Pfui! Schämt Euch!
Unsere germanischen Sprachverwandten, die Engländer und Amerikaner, setzen sogar noch eins drauf: Zwar haben die mit Fake eine kurze prägnante Vokabel für getürkt, dafür aber eine besondere Gemeinheit: Turkey bedeutet bei denen nicht nur „Türkei“, sondern ist gleichzeitig Bezeichnung für einen fetten hässlichen Vogel, nämlich einen Truthahn. Nicht genug damit: On Turkey bedeutet soviel wie nach dem Drogenrausch zitternd. Wahrlich kein schönes Kompliment! Sogar im deutschen Duden (22. Auflage) findet sich als Begriffsumschreibung: unangenehmer Zustand, nachdem die Wirkung eines Rauschmittels nachgelassen hat.
Was tun? Es ist an der Zeit für eine so negativ assoziierte Vokabel einen neuen Begriff zu bilden. Für Neger und Zigeuner ist das gelungen: Afroamerikaner bzw. Roma, Sinti, Wandereuropäer respektive. Was fällt uns als Synonym zu den diffamierten Türken ein? Flachlandanatolier? Ost-Mittelmeer-Anrainer? Trans-Bosporussen? Mein Vorschlag: Osmanen. Das würde auch →Recep Tayyip Erdogan gefallen. Fühlt es sich doch als legitimer Nachfolger des berühmtesten aller osmanischen Herrscher , →Sultan Süleymans des Prächtigen. (1495-1566)
Aber was wird dann aus der hübschen Blume „Türkenbund“? Oder aus dem leckeren „Türkischen Honig“?
Linguisten und Germanisten der →GfdS (Gesellschaft für deutsche Sprache): Ans Werk! Ihr wisst, was Ihr zu tun habt. Lasst Euch was einfallen! Schokoladenschaumküsse und Balkanschnitzel haben ja auch schon unseren Wortschatz bereichert.
In diesem Sinne
Euer Bernd