Nachtrag zum Weltfrauentag
Veröffentlicht: 10. März 2025 Abgelegt unter: Tagebuch Hinterlasse einen KommentarLetztens, vor einigen Tagen in unserer Nachbarstadt: Ich hatte mich mit einer jungen Frau verabredet. Etwa Mitte Zwanzig; sie möchte sich unserer Partei anschließen. Gewohnheitsmäßig frage ich nach den entscheidenden Beweggründen für diesen mutigen Schritt. Sie erzählt vom Erlebnis ihres Bruders, der als Soldat in Afghanistan stationiert war: Sein Trupp musste mit ansehen, wie ein Afghane eine Frau, vermutlich die eigene, mit heißem Wasser verbrühte. Sie durften nicht eingreifen, der Frau nicht zu Hilfe kommen. Und dann erzählt sie von der dreisten Anmache, der sie selbst hierzulande seitens einer bestimmten Klientel schon öfter ausgesetzt war, bis hin zur versuchten Vergewaltigung, der sie mit knapper Not gerade noch entkommen konnte. Und jetzt kommen immer mehr solcher Männer aus diesen Ländern, auch aus Afghanistan.
Szenenwechsel: Ich denke an Dr. Denis Mukwege. Der Arzt und Nobelpreisträger, der seit Jahren im Kongo jene Frauen operiert, die Opfer brutalster Vergewaltigungen wurden. Inzwischen sind es über siebzigtausend, die er auf dem Operationstisch buchstäblich wieder zusammengeflickt hat. Ich spende seit Jahren für ihn und sein Hospital. Gar nicht so leicht hier in Deutschland, es gibt hierzulande nicht einmal eine inländische Organisation, welche Spenden für Dr. Mukwege und sein Panzi-Hospital in Empfang nimmt.
Vor einigen Tagen lief im Fernsehen die Wiederholung der „Wüstenblume“. Es erzählt die Geschichte einer Frau, welche wir viele andere Frauen ihrer Herkunft Opfer der weiblichen Beschneidung, der Genitalverstümmelung wurde. Es ist bekannt, dass auch in Deutschland junge Mädchen Opfer dieses grausamen Rituals werden. Strafverfolgung hierzulande? Fehlanzeige.
Weltfrauentag: Ja, es gibt sie, diese Zwangsverheiratungen. Da fahren junge Mädchen mit der Familie in die Ferien ins Heimatland und kommen nicht wieder. Man hört nichts mehr von Ihnen. Dann erfährt man: Ja, sie wurden verheiratet. An den Cousin, einen Verwandten, wen auch immer. Die Gleichstellungbeauftragte, die mir davon erzählte, muss es ja wissen. Aber kein Thema für die Öffentlichkeit.
Das alles hatten Politiker, Feministinnen und Medien allerdings nicht im Blick, als sie den Weltfrauentag am vergangenen Samstag zelebrierten. Da ging es um Gender-Pay-Gap, Frauenquoten in Führungspositionen, Catcalling usw. Stellvertretend für viele hier ein Ausschnitt aus der NRZ:

Mit Verlaub: Im Vergleich zu dem, was Frauen in anderen Teilen dieser Welt ertragen und erleiden müssen, beschäftigt man sich hier mit Luxusproblemen. Wo aber bleibt das Mitgefühl, das Engagement der deutschen Feministinnen mit den bedauernswerten Geschlechtsgenossinnen und deren Schicksal in den anderen Teilen der Welt? Nein, davon habe ich nichts vernommen. Dabei heißt es doch „Weltfrauentag“?
Das fragt sich Euer Bernd