Unerwünschter Gratulant
Veröffentlicht: 15. Mai 2025 Abgelegt unter: Tagebuch Ein KommentarJeder kennt das: Da bekommt man plötzlich scheinheilige Glückwünsche von jemanden, der einen eigentlich lieber in Hölle braten lassen würde. Wie geht man damit um? Gegenüber dem Landrat des Kreises Mettmann konnte ich mir diese Replik nicht verkneifen:
Sehr geehrter Herr Landrat H.,
bei der Rückkehr aus meinem Osterurlaub fand ich Ihr Gratulationsschreiben zu meinem 75. Geburtstag im Briefkasten. Eigentlich sollte ich mich artig bedanken, aber Ihre Glückwünsche sind nicht aufrichtig und auch nicht ehrlich gemeint. Dankesworte für Ihren Brief würden mir im Halse steckenbleiben. Denn Sie haben sich im März letzten Jahres ganz bewusst und wider besseres Wissen die Trierer Deportationslüge zu eigen gemacht.
Schon damals war bekannt und inzwischen ist auch gerichtsfest, dass bei dem Potsdamer Treffen, das von Regierungsparteien und einer willfährigen Medienlandschaft zur „Wannseekonferenz 2.0“ hochstilisiert wurde, weder von Deportationen noch von Vertreibungen die Rede war. Hier noch einmal die Anfangssätze der „Trierer Erklärung“, ein Euphemismus für eine faustdicke, diffamierende Lüge:
„Das jüngst bekannt gewordene Treffen von AfD-Funktionären mit Mitgliedern der Identitären Bewegung und die dort diskutierte Deportation von Millionen Menschen aus Deutschland hat uns alle schockiert. Wir nehmen es nicht hin, dass rechtsextreme Kräfte eine Atmosphäre der Verunsicherung, der Angst und des Hasses in unserem Land und in unseren Städten schüren.“
Unter Missbrauch der eigentlich dem Kreistag zukommenden Kompetenzen haben die übrigen Fraktionen diesen üblen Text verabschiedet und Sie haben sich dem nicht nur angeschlossen, sondern noch draufgesattelt:
Sie, Herr Landrat, unterstellten uns wörtlich: „Diese AfD will ein anderes System, will nicht diesen demokratischen Staat.“ Mit dieser Behauptung, die diametral unserer Programmatik widerspricht und die nirgendwo seriös belegt ist, stellen Sie mich und meine Parteifreunde an den Pranger der Demokratiefeinde. Sie reihen sich damit ein in die Phalanx all jener, welche der Verunglimpfung und Verächtlichmachung den Vorzug geben vor einem fairen Austausch von Argumenten. Absichtsvoll wird die Angst vor den Schrecken einer neuen faschistischen Diktatur geschürt.
Es ist genau jene Verhaltensweise die darauf abzielt, die Parteigänger und Ehrenamtlichen unserer Partei zu Aussätzigen außerhalb der Gesellschaft abzustempeln. Daran zerbrechen alte Freundschaften, gehen Familien auseinander. Auch mich hat es betroffen. „Euch müsste man verbrennen“ zischte mir eine Passantin an einem Informationsstand zu. Solche Auswüchse sind die konsequenten und beabsichtigten Folgen einer diffamierenden Ausgrenzung, die durch Sie, Herr Landrat, noch befeuert wird. Das ist umso bedauerlicher, zumal unsere Kreistagsfraktion in all den Jahren nicht den geringsten Anlass für solche Verwünschungen geboten hat.
Ihr Schreiben schicke ich Ihnen hiermit urschriftlich umseitig zurück.
Gruß Bernd Ulrich