Spielermänner und Spielerinnenfrauen
Veröffentlicht: 2. Juli 2014 Abgelegt unter: Gender Mainstream, Leserbriefe an Rheinische Post, Skurriles, Besinnliches, Vermischtes | Tags: Dagmar Rosenfeld, Spielerfrau Ein KommentarPassend zur Fußballweltmeisterschaft veröffentlicht Dagmar Rosenfeld am 30.6. einen Gastkommentar in der Rheinischen Post über die Rolle der „Spielerfrauen“: „Die Spielerfrau hat es nicht leicht“. Vollständiger Text →hier.
Aus dem Text:
Die Spielerfrau hat es nicht leicht. In einer Welt, in der Fußballer wie Popstars gefeiert und wie Konzernchefs bezahlt werden, ist sie das Fleisch gewordene Klischee der schönen, shopping-affinen, ins Rampenlicht drängenden Begleiterin – eben mehr schmückendes Beiwerk als Charakterdarstellerin. .. Geprägt haben den Begriff Spielerfrau allerdings nicht die Medienkarrieremädchen von heute, sondern die Ehefrauen von damals. … Schuster, Effenberg und Co. wurden von ihren Frauen gemanagt. .. Bernd Schuster hatte den Beinamen Pantoffelheld, weil so offensichtlich war, wer in der Ehe das Trikot anhatte. … In Sachen Emanzipation war die Spielerfrau also Avantgarde: In den prüden westdeutschen 80ern, in denen die Ehefrau in der Regel für gebügelte Hemden und einen ordentlichen Sonntagsbraten zuständig war, machte sie „big business“.
Mein Kommentar dazu fasst das Thema etwas weiter:
Die Kolumnistin nimmt sich völlig zu Recht des vernachlässigten Themas der „Spielerfrauen“ an. Denn während bei Turnieren in deutschen Fußballstadien häufig der Kameraschwenk in Richtung der der hübschen weiblichen Begleitung unserer Kicker erfolgt, fehlt diese Perspektive völlig bei den aktuellen Fernsehreportagen der gerade laufenden Fußballweltmeisterschaft. Schade! Gerne hätten wir erfahren, ob etwa die „Spielerfrauen“ der Iranischen Fußballmannschaft das Geschehen durch die Sehschlitze einer modischen Burka oder eines schlichten Niqab verfolgen konnten. Oder mussten sie doch zuhause im heimischen Harem verharren, geschützt vor aufdringlichen Zuschauerblicken?
In der weitergehenden Betrachtung der verschiedenen Rollenklischees, die mit dem Typus der „Spielerfrau“ assoziiert werden, verweist Frau Rosenfeld völlig zu Recht auf dem Umstand, daß diese Damen häufig auch die Finanzen ihrer Männer bzw. Lebensabschnittspartner managen. Indessen ist dieser Befund nicht überraschend. Man höre sich nur einmal um im persönlichen Bekanntenkreis. In vielen Ehen, wenn nicht sogar in der Mehrzahl, hat die Frau die Oberhoheit über das Familien-Portemonnaie.
Allerdings ist der Blickwinkel auf die „Spielerfrauen“ alleine unzulässig sexistisch verengt. Outing ist in. Und so bekannte sich Anfang des Jahres unter großer öffentlicher Anteilnahme und Empathie ein populärer Fußballspieler zu seiner homoerotischen Neigung. Das Medienecho war riesig und enthusiastisch. Alle Kommentatorinnen und Kommentatoren stimmten jubelnd überein: Dieses Beispiel sollte Schule machen! Wir werden uns also auch an den Anblick von „Spielermännern“ auf den Zuschauertribünen gewöhnen. „Spielermänner“, nein das sind nicht die Partner der Kickerinnen beim Frauenfußball. Jene bezeichnet man nämlich korrekt als „Spielerinnenmänner“. Es ist indessen ein offenes Geheimnis, daß viele der fußballernden Athletinnen sich erotisch eher dem eigenen Geschlecht verbunden fühlen. Also: Auch noch „Spielerinnenfrauen“ auf der Zuschauerbank! Wie schön bunt ist doch unsere Welt geworden in den Farben des Regenbogens!
In einem Punkt ist die Autorin allerdings aus der Zeit gefallen. Schreibt sie doch wörtlich von „prüden Achtzigern“ des vergangenen Jahrhunderts. Wir wissen nicht, ob die pubertäre Sozialisation von Dagmar Rosenfeld etwa auch in einem Pastorenhaushalt in der Uckermark stattfand. Oder ob die Eltern ihr die Lektüre der „Bravo“ untersagt haben. Ich, ein noch lebender Zeitzeuge der sexuellen Revolution in den Sechzigern, habe den fraglichen Zeitabschnitt ganz anders in Erinnerung. Denn schon in den Siebzigern ging es kreuz und quer hoch her in bundesdeutschen Betten und Beischlafstätten. „Ehepaar sucht Gleichgesinntes“ , das war damals der gängige Text in den Kleinanzeigen der Tageszeitungen. In den Achtzigern gab es dann tatsächlich einen kleinen Dämpfer in der allgemeinen Promiskuität. Der Grund hierfür war allerdings nicht eine neu entdeckte Prüderie, sondern schlichtweg die Angst vor der aufkommenden Volksseuche AIDS.
Schluss mit der Betrachtung der Vergangenheit, blicken wir in die Zukunft! Freuen wir uns auf schöne Spiele und geistreiche Kommentare! Danke, Dagmar!
[…] https://bernd-ulrich-afd.com/2014/07/02/spielermanner-und-spielerinnenfrauen/ […]
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