Die Wandlungen des Negers
Veröffentlicht: 21. Juni 2015 Abgelegt unter: Skurriles, Besinnliches, Vermischtes, Tagebuch | Tags: Neger 2 KommentareDer Neger hat es heute schwer, niemand mag ihn jetzt noch mehr.
Das war nicht immer so. Noch in der 20. Auflage des deutschen Duden vom 1. September 1991 (erste Gemeinschaftsausgabe nach der Wiedervereinigung) ist der Begriff „Neger“ ohne jeden Hinweis auf einen abfälligen oder gar beleidigenden Sprachgebrauch erwähnt:
Erst in der 21. Auflage vom Juli 1996 findet sich der Hinweis „auch abwertend“.
In der 22. Auflage vom Juli 2000 wird der Zusatz „auch abwertend“ ersetzt durch „wird häufig als diskriminierend empfunden“. Erstmals taucht auch der „Schokokuss“ als Synonym für den gebräuchlichen „Negerkuss“ auf.
In der 25. Auflage 2009 erscheint eine ergänzende Belehrung: Viele Menschen „empfinden“ … heute als diskriminierend. Und der „Negerkuss“ sollte gemieden werden.
In der noch aktuellen 26. Auflage des Duden (Druckausgabe) von 2013 findet sich keine weitere Veränderung oder Ergänzung zum „Neger“. In Gegensatz zu anderen Einträgen im Duden fehlt ihm bis heute die Zuschreibung als „Schimpfwort“.
Indessen setzt die aktuelle Online-Ausgabe des Duden http://www.duden.de/rechtschreibung/Neger da noch eins drauf:
Besonderer Hinweis
Die Bezeichnung Neger gilt im öffentlichen Sprachgebrauch als stark diskriminierend und wird deshalb meist vermieden. Als alternative Bezeichnungen fungieren Farbige[r] sowie Schwarze[r], wobei die Bezeichnung Schwarze[r] z. B. in Berichten über Südafrika vermehrt anzutreffen ist, wohl um eindeutiger auf die schwarze Bevölkerung (im Gegensatz zu den Indern etc.) Bezug nehmen zu können. In Deutschland lebende Menschen dunkler Hautfarbe haben die Ausweichbezeichnung Afrodeutsche[r] vorgeschlagen. Diese setzt sich immer mehr durch. (aus Duden online 2015)
Schade. Dabei hatte ich mich doch schon früher für die Erhaltung des Negers im Sprachgebrauch eingesetzt und ausführlich begründet:
https://hansberndulrich.wordpress.com/?s=Neger+behalten
siehe auch
Ich bin deutscher Muttersprachler. In meiner Schulzeit war Neger ein Mensch schwarzer Hautfarbe. Der Duden, oder irgendwelche Journalisten o. Politiker , mit oder ohne Migrationshintergrund dürfen gerne einen Neger als Schwarzen bezeichnen. Ist mir Wurst.
Für mich stellt sich dann aber die Frage, ob das Kind eines Negers mit einem weißen Partner dann als Grauer bezeichnet wird. Wie der Duden das wohl hinkriegt?
In Deutschland war Neger noch nie ein Schimpfwort, und den Begriff Nigger gibt’s nur in USA.
Sprache wird von den Menschen gesprochen und gemacht, nicht von ein paar intellektuellen Journalisten o. Dudenredakteuren.
So, jetzt hole ich mir noch ’nen Mohrenkopf.
LikeLike
Lieber Robert,
das ist in der Tat schwierig. Denn die früher übliche Bezeichnung „Mulatte“ wird laut Duden inzwischen auch „häufig als diskriminierend empfunden“. Und die Aufregung um den „kleinen Halbneger“ ist ja auch noch nicht ganz verklungen. Wobei auch ich es ablehne, Menschen wegen ihrer geringen Körpergröße zu hänseln. – Schauen wir mal.
Beste Grüße Bernd
LikeLike