Wohlstand durch Wohnungseinbruch

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Unser Käseblatt brachte eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute zuerst: Unter der Überschrift „Bande zerschlagen“ wird zu den stark gestiegenen Wohnungseinbrüchen gemeldet: „Ende letzter Woche gelang nun in einer konzertierten Aktion mehrerer Polizeibehörden die Festnahme von insgesamt Südosteuropäern.“ Und nun die schlechte: „Ein 24-jähriger Mann sitzt zwischenzeitlich in Haft, seine vier Komplizen mussten allerdings wegen fehlender Haftgründe auf freien Fuß gesetzt werden.“ So steht es im Text.

Ich überlege: Was sind fehlende Haftgründe? Die Überraschung auf frischer Tat reicht nämlich nicht. Es muß zusätzlich Verdunkelungs- oder Fluchtgefahr bestehen oder beides. Verdunkelung scheidet aus, denn die Taten waren offensichtlich, da gibt es nix zu verbergen. Und Fluchtgefahr? Wer hier einen festen Wohnsitz hat, und sei es auch nur zum Schein, bei dem wird üblicherweise keine Fluchtgefahr unterstellt. Und warum auch fliehen? Den meisten Südosteuropäern geht es hier selbst im Knast bei gutem Essen und einem festen Dach über dem Kopf besser als daheim im jeweiligen Heimatland. Und zur Arbeit wird hierzulande auch niemand gezwungen. Also: Keine Verdunklungs-, keine Fluchtgefahr und somit auch kein Haftgrund.

Ich studiere die Statistiken: Von Jahr zu Jahr nehmen die Wohnungseinbrüche zu. Die Aufklärungsquote liegt bei gerade mal 15%. Als aufgeklärt gilt ein Fall schon, wenn die Polizei wenigstens einen Tatverdächtigen (!) ermittelt. Und weniger als drei Prozent aller Einbruchsdelikte führen überhaupt erst zur Verurteilung von Tätern. Einbruchskriminalität ist hierzulande gefahrloser als Falschparken. Zumal insbesondere in den neuen Bundesländern die Polizeipräsenz weiter ausgedünnt wird.

Das Ganze hat System. Freiheitsstrafen sind äußerst personalintensiv und kommen unseren Staat sehr teuer. Der Aufenthalt im Gefängnis ist nämlich kostspieliger als ein Wellnessurlaub in einem Luxushotel. Statistisch kommen auf 1,8 Insassen bereits ein Vollzugsbeamter. Dazu zu rechnen: Köche, Ärzte, Psychologen, Betreuer, Priester, Imame, Dolmetscher, usw. usw. Klar, daß Vater Staat da sparen will. Für ihn ist es günstiger, die Schurken weiter in Freiheit gewähren zu lassen. Aus dem gleichen Grund wurde übrigens schon vor Jahren die lebenslange Freiheitsstrafe abgeschafft. Kostenersparnis! Wie sagte eine Politikerin schon vor Jahren: „Das müssen wir aushalten!“

Aber das ist nicht der Hauptgrund für das gewollte Wegsehen: Die Einbrecher steigern das Bruttoinlandsprodukt! Früher hieß das mal Bruttosozialprodukt, war aber dasselbe. Und das BIP gilt allgemein als statistische Messlatte für den Wohlstand einer Nation. Ganz einfach erklärt: Wo ein Smartphone geklaut wurde, ein Laptop mitgenommen wurde, Fenster zerschlagen, Terrassentüren aufgehebelt, Möbel demoliert, was auch immer, da muß der Geschädigte Geld ausgeben für Ersatz und Reparaturen. Und obendrein wird er möglicherweise in zusätzliche kostenintensive Schutzmaßnahmen investieren. Vielleicht auch noch einen Wachdienst engagieren. All das steigert das BIP, das Bruttoinlandsprodukt. Und vermehrt damit nach Zählweise der Statistiker unseren Wohlstand und somit auch die Zufriedenheit unserer Politiker, die dann gerne zwecks Wiederwahl auf unseren angeblichen  „Reichtum“ verweisen. Kapiert? Damit nicht genug: Der Verschuldungsgrad einer Volkswirtschaft wird berechnet als Quotient von Staatsschulden geteilt durch BIP. Im Klartext: Je mehr Einbrüche, desto mehr Geld darf Schäuble aufnehmen für neue Schulden!

Aber nicht nur Einbruchsdiebstähle erhöhen das BIP. Nach einer kürzlich geänderten Zählweise gehen auch Prostitution, Drogenhandel und Waffenschmuggel ein in die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes. Kein Scherz! Seriöse Zeitungen und Nachrichtenagenturen haben darüber berichtet. So zum Beispiel:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/neue-berechnung-des-bip-kiffen-fuer-die-konjunktur-1.1921011

http://www.huffingtonpost.de/2014/05/23/bip-berechnung-italien-prostitution-drogen-wachstum_n_5380364.html

http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Der-Sex-im-BIP/story/14031487

http://www.wiwo.de/politik/ausland/schattenwirtschaft-im-bip-kriminelles-konjunkturplus/9679134.html

Übrigens: Auch das neuzeitliche Phänomen der „Intensivtäter“ findet unter diesem Aspekt eine plausible Erklärung. Das sind jene polizeibekannten Burschen, die innerhalb einer kurzen Zeitspanne immer wieder erneut wegen Straftaten, zumeist Gewaltdelikten, auffallen. In früheren Jahrzehnten wurden diese Kerle im Wiederholungsfall zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, die ohne Bewährung sofort angetreten werden mußte. Somit gab es per se keine Intensivtäter. Heute spart sich der Staat das Geld für die Inobhutnahme der Straffälligen. Nebeneffekt: Die Opfer sind zumeist selbst Jugendliche oder ältere Menschen, die entweder noch nicht oder nicht mehr im Erwerbsleben stehen. Das heißt im Klartext: Kein Verdienstausfall, wenn mal wieder jemand krankenhausreif geschlagen wurde. Der Fiskus erleidet somit keine Einbuße durch weggefallene Steuereinnahmen. Die Kosten für aufwändige Heilbehandlung tragen ja die Krankenkassen. Und das steigert wiederum das BIP.

Der Staat als Nutznießer, Hehler und Komplize von Gaunern? Ja, so ist es. Leider. Und wer löffelt die Suppe aus? Du, ich, wir alle.

 Euer Bernd



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