Das falsch Zeugnis des Präses Rekowski
Veröffentlicht: 12. Januar 2017 Abgelegt unter: Politikversagen, Skurriles, Besinnliches, Vermischtes | Tags: Präses Manfred Rekowski Hinterlasse einen Kommentar„Bekenntnis zur deutschen Leitkultur, die sich im Wesentlichen aus drei Quellen speist: erstens der religiösen Überlieferung des Christentums, zweitens der wissenschaftlich-humanistischen Tradition, deren antike Wurzeln in Renaissance und Aufklärung erneuert wurden, und drittens dem römischen Recht, auf dem unser Rechtsstaat fußt.“ … so lautet es im Programm der Alternative für Deutschland.
Damit mag sich ein führender Repräsentant der Amtskirche, Herr Präses Manfred Rekowski, nun gar nicht abfinden. Und so kann er der Versuchung nicht widerstehen, verkürzt und sinnentstellt der ungeliebten AfD in einer öffentlichen Synodal-Rede, gehalten vor wenigen Tagen, zu unterstellen: „Eine diffuse religiöse Überlieferung des Christentums, darauf gründe sich die Politik der Partei.“ Humanistische Tradition, Aufklärung und Rechtsgedanke sind dem Kirchenmann offenkundig keinerlei Erwähnung wert. Und auch die erläuternde Formulierung „Wesentlich“, die durchaus Raum lässt für zusätzliche Wurzeln deutscher Leitkultur, wird geflissentlich ignoriert.
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten.
So lautet das achte biblische Gebot in der Übersetzung nach Martin Luther. Präses Rekowski ficht das nicht an. Und er droht: „… den werden wir zum Fundament seines Glaubens befragen.“ Oha, das klingt schon nach der berüchtigten Inquisition. Gut, daß die Scheiterhaufen dank Humanismus und Aufklärung heutzutage ausgedient haben.
Nicht genug damit: Der beamtete hochrangige Glaubensbruder predigt weiter: „Diese Einstellung…. ließe dem Judentum und d. h. Jüdinnen und Juden ebenso wenig wie dem Islam und d. h. den Muslimas und Muslimen einen Platz in unserer Gesellschaft. Dies fordert unseren massiven Widerstand heraus.“
Das ist nicht nur eine infame Unterstellung, sondern zudem hanebüchener Blödsinn. Zum einen findet sich im gesamten AfD-Programm kein einziger Bezug zur Ausgrenzung von Juden. Auch ein Seelenhirte wie Manfred Rekowski sollte wissen, daß es der Aufklärung und dem Humanismus (nicht etwa religiösen Eiferern!) zu verdanken war, daß die jüdischen Mitbürger aus ihren Ghettos befreit wurden. Aber was sagt denn das AfD-Programm zu Muslimen? Da finden wir in Text: Die AfD bekennt sich uneingeschränkt zur Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit. … Viele Muslime leben rechtstreu sowie integriert und sind akzeptierte und geschätzte Mitglieder unserer Gesellschaft. Noch Fragen?
Warum Rekowski unterstellt, daß bei der AfD die Muslime und Juden (von denen im Programm überhaupt nicht die Rede ist) keinen Platz in der Gesellschaft haben sollten, bleibt sein Geheimnis….
Weiter geht es im Rekowski-Text:„Aus dem universalen Evangelium darf keine national begrenzte Religion werden. Das ist die Erkenntnis aus unserer eigenen oft bitteren Geschichte.“ Hier sieht der Kirchenmann die Gespenster der Vergangenheit. Offenbar schwebt ihm die Nazi-Historie der berüchtigten „Deutschen Christen“ vor. Damals hatten sich viele evangelische Geistliche ihrer weltlich verbrecherischen Obrigkeit, nämlich dem Nationalsozialismus, angedient. Aber was, um Himmels willen, hat das mit dem Jetzt und Heute zu tun? Und vor allem: Mit der AfD? Da ist im ganzen Text des nachlesbaren Parteiprogrammes nirgendwo auch nur ein leiser Gedanke an eine „national begrenzte Religion“. Und dient sich Rekowski mit seinem politischen Predigten gegen die AfD nicht den derzeit Regierenden geradezu schmeichlerisch auf? Obendrein in gendergerechter Sprache, ganz im Sinne des herrschenden Zeitgeistes?
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider Deinen Nächsten. So lautet das achte Gebot im Katechismus nach Martin Luther. Entnommen aus der Heiligen Schrift, 2. Buch Mose, Kapitel 20, Vers 16. Gemeißelt in die Gesetzestafeln, die nach biblischer Überlieferung Moses auf dem Berg Sinai direkt von Gott empfangen hat.
Hoffen wir, daß der Herr Präses auf den rechten Weg zurückfindet. Wer fest im Glauben ist, der mag für ihn beten.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Die Rede Rekowskis hatte ein nachhaltiges Echo in den Medien. Exemplarisch:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/rheinische-kirche-grenzt-sich-von-afd-ab-14611449.html
http://www.rp-online.de/politik/praeses-rekowski-afd-programm-widerspricht-dem-christentum-aid-1.6514654
http://www.rundschau-online.de/politik/praeses-rekowski–afd-ist-keine-alternative-fuer-christen–25511356
Das veranlasste einen Freund, sich bei der Pressestelle der Evangelischen Kirche im Rheinland zu beschweren.
Hier die Antwort:
Betreff: Ihr Anruf in der Pressestelle der Evangelischen Kirche im Rheinland
Sehr geehrter Herr F.
der Präses hat in seinem Bericht vor der Landessynode auch Folgerungen formuliert, die er aus Passagen des AfD-Grundsatzprogramms zum Begriff der „Deutschen Leitkultur“ zieht . Die AfD nennt unter Punkt 7.2, woraus sich für sie eine „Deutsche Leitkultur“ „im Wesentlichen“ speist. Darin zählt sie an erster Stelle die religiösen Überlieferungen des Christentums auf. Weil die AfD angesichts mancher ihrer politischen Forderungen aus diesen Wurzeln offensichtlich unter dem christlichen Glauben etwas gänzlich anderes versteht als die christlichen Kirchen, hat sich Präses Rekowski als leitender Geistlicher der Evangelischen Kirche im Rheinland in seinem Bericht kritisch mit der AfD-Position auseinandergesetzt. Sie können die entsprechenden Passagen ab Seite 15 im PDF des Präsesberichts, das ich angefügt habe, nachlesen.
Ich verweise in diesem Zusammenhang auch auf eine Passage, die Präses Rekowski auf Seite 10 seines Berichts unter der Überschrift „Reformatorische Perspektiven für ein Handeln in der Welt“ zur Nächstenliebe als zentralem Bestandteil christlichen Glaubens vorgetragen hat. Christinnen und Christen seien in der Pflicht gegenüber dem Nächsten gebunden. „Wer sich hier entpflichten will, also die Pflicht gegenüber dem Nächsten aufkündigt, der tritt faktisch aus der Gemeinschaft der Glaubenden heraus, auch wenn er Kirchenmitglied bliebe. Hier gibt es keinen Dispens, sagte Rekowski wörtlich in Ergänzung seines Redemanuskripts.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang B…..
Evangelische Kirche im Rheinland
Das Landeskirchenamt | Dezernat 4.3 Politik und Kommunikation |
Und hier die Replik unseres Freundes:
Danke für Ihre ausführliche Info, Herr B…..,
möchte hierzu nur mit zwei Anmerkungen antworten:
1. Bisher hat es in der bald 70jährigen Geschichte der BRD jede Kirchenleitung beider Konfessionen vermieden, staatliches Handeln, also die Staatsgewalt in allen 3 Stufen ausschließlich nach den Grundsätzen der christlichen Nächstenliebe zu subsumieren, also z.B. Entscheidungen der Executive für den Verteidigungsfall, zur Abwehr von Gefahren im Inneren und Äußeren öffentlich zu kritisieren oder Menschen, die zur Härte gegen Betrüger oder gar Verbrecher aufrufen, zu „brandmarken“.
2. Wenn das jetzt die aktuelle Kirchenführung anders praktizieren möchte, also z.B. die evtl. Einführung von Grenzkontrollen und die Zurückweisung von Nichtasylberechtigten (was also bisher nur die AfD, bald aber sicher auch eine christliche Partei in Bayern fordern wird, dem christlichen Handeln als zuwider einstuft und deshalb ihre Gläubigen von einer Wahl dieser Parteien offiziell abrät, dann verabschiedet sie sich von der unterschiedlichen Aufgabenzuordnung, hier staatliches Handeln zum Schutze des eigenen Volkes und dort kirchliches Handeln und Tun im Sinne Christi für den Einzelnen.
3. Und wenn es dann so sein soll, bitte richten Sie das dem verehrten Präses aus, dann sollte er auch konsequent alle Parteiprogramme auf christliche Ausrichtung subsumieren. Wäre interessant zu erfahren, was er denn dann vom Programm der Linken oder dem der Grünen mit ihren offen artikulierten pädophilen Ansichten oder vom aktuellen Vorschlag einer staatlich bzw. kassenmäßig unterstützten Behindertenhilfe für sexuelle Aktivitäten hält.
Mein Fazit dazu:
Wer auf Erden die Menschen aufgrund ihrer politischen Ausrichtung (die natürlich nicht verfassungsfeindlich eingestuft sein darf) in gute und schlechte Individuen einteilt, der muss das irgendwann einmal vor sich selbst oder seinem Herrgott verantworten!!
Mit christlicher Demut
Joachim F.
Wieder die Pressestelle:
Sehr geehrter Herr F….,
Präses Manfred Rekowski subsumiert keineswegs staatliches Handeln nach den Grundsätzlichen christlicher Nächstenliebe. Es ist vielmehr umgekehrt: Weil die AfD sich auf christliche Grundgesetze als Grundlage ihrer Politik macht, misst der Präses die Partei an diesem Anspruch. In einem Streitgespräch mit der AfD-Vorsitzenden Petry sagt er beispielsweise: „Niemand ist verpflichtet, sich auf den christlichen Glauben zu berufen. Wer es jedoch tut, muss sich an das christliche Koordinatensystem halten. Ich glaube, dass alle Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Da gibt es kein Wackeln und Vertun. Wer diese Positionen infrage stellt, bekommt es mit uns zu tun – ob er nun in der AfD oder in einer anderen Partei tätig ist.“
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang B…
Das Schlusswort:
Sehr geehrter Herr B….,
ich fühle mich geehrt – das ist keineswegs spöttisch gemeint – Sie nehmen sich wirklich Zeit für eine unbekannte Seele, danke! – Mit einer letzten Bemerkung beende dann auch unseren Dialog.
Wie ich das jetzt nach Ihren Zeilen einschätzen muss, hat sich Ihr Präses in der Hauptsache darüber geärgert, dass sich die AfD in ihrem Programm auf christliche Grundsätze beruft und nun, da er diese Grundsätze so, wie er sie versteht, dort nicht wiederfindet, ist also diese Partei für Christen nicht wählbar! Das also als Verkündigung der Evangelischen Landeskirche im Rheinland! Für mich nach 75 Lebensjahren wirklich eine Erfahrung, die sich noch setzen muss.
Abschließend meine Auffassung hierzu: Daß alle Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen sind, das bestreite ich nicht und sicher auch viele in dieser von Ihnen so geächteten Partei nicht!
Es bleibt aber die Aufgabe des Staates, seine Bürger vor solchen Gotteskindern zu schützen, die unsere Gastfreundschaft auf das schändlichste ausnutzen und missbrauchen und im Namen eines Propheten unschuldige Menschen wahllos töten. Wer diesen Menschen, auch wenn sie nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, in unserem Land freien Eintritt gewährt ohne an die Folgen zu denken, macht sich mitschuldig für all das, was geschehen ist und noch geschieht, Herr Beiderwieden, und da gibt es kein Wackeln und Vertun!
Mit guten Grüßen aus einem friedlichen Herzen
Joachim F.
—– Ende des Textes ——
Ich hatte bei früherer Gelegenheit Herrn Präses Rekowski angeschrieben, aber nie eine Antwort erhalten: