Frankfurter Allgemeine: Trennung nach fünfzig Jahren
Veröffentlicht: 27. März 2020 Abgelegt unter: Leserbriefe an die FAZ, Tagebuch | Tags: Berthold Kohler, Der Stürmer, Hanau 2 KommentareAus, Schluss, vorbei, Ende! Es hat sich ausgeFAZt! Endgültig und für immer!
Ich habe fertig. Eine widerliche, unappetitliche Gehässigkeit des FAZ-Herausgebers Berthold Kohler brachte das Fass am 22.02.2020 endgültig zum überlaufen. O-Ton: Ich hätte nach dem Massenmord von Hanau Blut geleckt und wolle mehr. Das war der Aufmacher auf Seite Eins. Nun, ich kann und will mich nicht als blutsaugender Vampir verunglimpfen lassen. Das geht über die Hutschnur. Und für diese Ungeheuerlichkeit soll ich weiterhin über achthundert Euro Abo-Gebühren berappen? Jedes Jahr? Nicht mit mir! Das verbietet mir einfach meine Selbstachtung. Die fristlose Kündigung erfolgte postwendend. Mit einem Blatt, das ich nur noch mit Widerwillen anfasse um es aus dem Briefkasten zu entfernen kann ich beim besten Willen nichts mehr anfangen.
Ja, es gibt Ehen, die scheitern auch noch nach der Goldhochzeit . Ein Blick zurück im Zorn:
Im September 2019 feierte die FAZ zusammen mit Politprominenz das 70-jährige Jubiläum. Fünfzig Jahre davon, über ein halbes Jahrhundert, war ich der treue, zuweilen kritische, aber meist zustimmende Leser. Die Frankfurter war für mich nicht nur Lesestoff: Dreimal habe ich meine Jobs über den Stellenmarkt der FAZ gefunden, zweimal habe ich meine Arbeitskraft selbst annonciert. Damals, 1979, bekam ich über hundert Zuschriften auf mein Inserat. Gelegentlich wurden von der Redaktion sogar meine Leserbriefe veröffentlicht. Der Technikteil am Dienstag, die Wissenschaftsbeilage am Mittwoch, die Reiseberichte am Donnerstag, neben den Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie dem Feuilleton gab es leckere Kost für den Lesehungrigen. Aber es mehrten sich die Anzeichen des Abstiegs.
Der finalen Widerlichkeit des Berthold Kohler ging eine mehrjährige Entwicklung voraus. Zwar hatte die FAZ noch den Professorenaufruf von 2012 veröffentlicht, der zur Gründung der AfD führte. Auf die noch junge Partei wurde indessen unmittelbar nach ihrer Gründung eine Meute von journalistischen Wadenbeißern gehetzt, zumeist junge Redakteure, die sich damit ihre Sporen verdienen sollten. Das Ergebnis: Diffamierung an Stelle von objektiver Berichterstattung. Das war nicht mehr die Frankfurter, die ich erstmals 1969 kennen- und schätzen gelernt habe. Volker Zastrow hatte mit einer bodenlosen Infamie am 29.11.2015 zunächst den Vogel abgeschossen. Dann wurde Anfang 2019 mit Holger Steltzner ein letzter kritischer Geist aus dem Kreis der FAZ-Herausgeber entsorgt. Am 7. September bezeichnete Kohler in einer seiner Glossen sein Blatt als das „unumstrittene Zentralorgan des Bürgertums“ . Wenige Wochen später, als die Frankfurter ihr siebzigjähriges Jubiläum mit einem Leserkongress feierte (ich war nicht eingeladen) machte Angela Merkel dort ihre Aufwartung. Das muss den Herrschaften in der Hellerhofstraße (Damen finden sich nicht unter den Herausgebern und Chefredakteuren) endgültig zu Kopf gestiegen sein. Ab jetzt fühlten sie sich staatstragend. Vermutlich wurde auch über Subventionen für defizitäre Verlage, zu denen auch die FAZ zählt, gesprochen. Aber davon stand nichts in der Zeitung. Jedenfalls spendierten die Regierungsparteien wenige Wochen später vierzig Millionen.

Die FAZ-Führungsriege (Herausgeber und Chefredakteure) mit ihrer Leitfigur bei der Jubiläumsfeier. Zeitungsausgabe vom 27. September 2019 Kohler zur Rechten Merkels
Wie dem auch sei, ab da gerierten sich die Wadenbeißer in den Redaktionsstuben wie von der Kette gelassene Bluthunde. Der Mord an Walter Lübcke, die Amokläufe von Halle und Hanau: Stets wurde die AfD in niederträchtiger Weise bezichtigt. Kampagnenjournalismus der miesesten Art.
Ich habe die FAZen nun endgültig dick. Wer nach einem neuen Zentralorgan für das aufgeklärte Bildungsbürgertum sucht, dem empfehle ich die wöchentlich erscheinende JUNGE FREIHEIT.
Nachtrag: Der ehemaligen Menschenrechtsbeauftragten der CDU/CSU im Bundestag, Frau Erika Steinbach, fiel die Ähnlichkeit des Kohler-Artikels mit dem Duktus des NAZI-Propagandaorgans „Der Stürmer“ auf: