Unwählbar?
Veröffentlicht: 26. September 2019 | Autor: hansberndulrich | Abgelegt unter: Leserbriefe an die FAZ, Politikversagen | Tags: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/aufsichtsrat-karl-ludwig-kley-haelt-afd-und-linke-fuer-unwaehlbar-16396470.html, Karl-Ludwig Kley | Ein Kommentarauf Seite Eins der FAS vom 22. September 2019 heißt es plakativ in der Überschrift: Aufsichtsrat Kley: AfD ist unwählbar. Weiter unten im Text heißt es dann: „AfD und Linke sind unwählbar“. Warum steht das so nicht in der Überschrift? Hat man die Linken absichtsvoll links liegen lassen?
Schlagen wir das vollständige Interview auf, das sich über volle zwei Seiten erstreckt. Und da erfahren wir, daß diese abqualifizierende Äußerung dem Chefaufseher von den Journalisten ganz einfach in den Mund gelegt wurde. Denn im Text heißt es dort:
Kley: … Das Erstarken von AfD und Linken an den Flügeln unserer Parteienlandschaft ist kein Weg positiver Perspektiven.
Interviewer: Die beiden Parteien sind für Sie unwählbar?
Kley: Ja.
Kley bestätigt nur, daß AfD und Linke für IHN unwählbar seien. Das ist eben nicht gleichbedeutend mit der Aussage, daß beide Parteien generell unwählbar seien, wie die Berichterstattung suggeriert. Ein semantisch durchaus bedeutender Unterschied. Für mich beispielsweise waren SPD und Linke nie wählbar. Für die Zeitgenossen, die immer noch sozialistischen Tagträumereien nachhängen und generell mehr Umverteilung wünschen hingegen sehr wohl. Das ist eben Demokratie.
Die FAS gibt hier leider ein gutes, oder besser gesagt, schlechtes Beispiel für manipulativen Journalismus. Mit gezielter Wortwahl wird die eigentliche Nachricht verfälscht.
Der Aufsichtsrat Dr. Kley zeigt sich im Übrigen schlecht informiert. Gerade die Linkspartei musste bei den letzten Wahlen kräftig Federn lassen. Von Erstarken keine Spur. Oder meint er die Künert-SPD?
Bleibt die Spekulation, warum der Wirtschaftsboss sich zu dieser Aussage hat hinreißen lassen. Natürlich liegt das Motiv des Sich-Anbiedern-Wollens bei den gerade Regierenden auf der Hand. Sein Laden EON ist bekanntlich vor Jahren aus den beiden ehemaligen Staatskonzernen VEBA und VIAG hervorgegangen und ist inzwischen dank der Merkelschen Energiewende nur noch ein dürrer Schatten seiner einstmals prächtigen Vergangenheit. EON ist im stark regulierten und gebeutelten Markt von Energieverteilung und Erzeugung tätig. Logisch, daß man sich da bei der Politik lieb Kind machen möchte. Schade. Von Industriekapitänen wünscht man sich gemeinhin mehr Rückgrat.
Mit freundlichen Grüßen Bernd Ulrich
Ich werde EON-Aktien kaufen. Nicht etwa zur Kapitalanlage; der Laden ist ohnehin heruntergewirtschaftet. Aber ich werde bei der nächsten Hauptversammlung den Antrag stellen diesem Herrn die Entlastung zu verweigern.