Nürnberg ohne N-SU: Schilda im Frankenland

N-SU: FAZ vom 14.11.2012

Die Notiz in der FAZ vom Mittwoch unter der Rubrik „Inland“ brachte mein Weltbild wieder in Ordnung: Nürnberg ohne N-SU! Ganz richtig, N-SU, nicht CSU. Gottseidank, wenigstens im schönen Frankenland werden dringende Anliegen der Bürger von den Stadtvätern willig aufgegriffen: Gab es da doch tatsächlich einen amtlichen  Fuhrpark für Stadtentwässerung und Umweltanalytik. Und die kutschierten bis jetzt mit der Buchstabenkombination N-SU! Einfach unglaublich! NSU, damit verbinde ich persönlich immer noch wehmütige Erinnerungen an eine längst untergegangene Auto-und Motorradmarke. Mein erster motorisierter Untersatz war das legendäre Moped NSU-Quickly. Glücklich, wer damals eine NSU-Max sein eigen nennen konnte. Die räumte  nämlich bei jedem  Rennen die Pokale ab. Der NSU-Prinz war als Limousine wie als Coupé einfach ein schickes Auto. In dem Supermotorrad  Münch-Mammut schlug als kräftiges Herz der Motor des NSU Prinz 1200TTS (Erst gestern lief auf Arte wieder der Film mit Gerald Depardieu).    Und der  NSU Ro 80 als schrieb als erstes Oberklassenauto mit Wankelmotor  Technik- und Industriegeschichte.

NSU

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Nein, Wankelmütigkeit kann man dem Bürgermeister jener Kommune, die sich vor Jahrzehnten mal als „Stadt der Reichsparteitage“  adeln ließ, nun wirklich nicht vorwerfen. Und so wurde allen autofahrenden Bürgern, die die Buchstabenkombination N-SU im Schilde führen, kostenfreier Tausch angeboten. Über 400 Betroffene soll es geben. Eine Autofahrerin soll das Angebot schon angenommen haben. Wenn das mal kein innerer Reichsparteitag ist! Den Schildbürgern sei Dank!

Wie in Schilda kam sich vor einiger Zeit auch mein alter Herr vor.  Seine Eltern hatten ihn in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts den hübschen Vornamen Hans-Joachim mit auf den Lebensweg gegeben.  Und so führte er bis vor einigen Jahren stolz die Buchstabenkombination HJ im Autokennzeichen.  Bis ihm amtlicherseits bedeutet wurde, daß dieses Kürzel geschichtsbewusste Zeitgenossen als „HitlerJugend“ deuten könnten. Und daß er mit seinem neuen Golf keinesfalls mehr als Werbeträger mit der Symbolik verbotener Organisationen  provozierend durch die Gegend kutschieren könne.

Arme Hanseaten! Die Zeit ist absehbar, daß demnächst auch  das Autokennzeichen HH für Hansestadt Hamburg dem amtlichen Bann zum Opfer fallen wird. Weiß doch jeder Pimpf, was das in Wirklichkeit bedeutet: Heil Hitler!

Die Hamburger sind nicht zu beneiden: Denn die Kennzeichen H, HA, HAM, HB, HG sind alle schon vergeben. AAS für arm, aber sexy haben schon die Berliner für sich reklamiert. SEP ist noch frei: Stadt der ElbPhilharmonie. Wird aber noch ein paar Jahre dauern. Warten wir es ab. 

Aber vielleicht lässt sich die „Hansestadt Hamburg“ doch noch irgendwie als Kürzel für das Nummernschild retten? Der rettende Ausweg: Ein vierstelliges Ortskennzeichen: HAHA.

Nachtrag: Am 21.11. erschien der nachfolgende Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen:

FAZ 21.11.2012

FAZ 21.11.2012