E10: Alles bio oder was?
Veröffentlicht: 9. März 2011 Abgelegt unter: Obrigkeitsstaat und Absurdistan, Skurriles, Besinnliches, Vermischtes, Tagebuch | Tags: Benzin, Bio, Bioethanol, E10, E605 Hinterlasse einen KommentarLiebe Freunde,
wir haben heute zwar Aschermittwoch, aber die närrische Zeit ist noch lange nicht vorbei. Politiker, Verbandsfunktionäre und selbsternannte Umweltschützer schlagen immer noch lustige Kapriolen. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen sind gelebte Realsatire und von hohem humoristischen Niveau. Und das verdanken wir: E10!
Die Älteren denken natürlich unwillkürlich an E605, jenem probaten Hausmittelchen, das früher mancher frustrierten Ehefrau den Gang zum Scheidungsanwalt ersparte. Etwas davon in den Morgenkaffee des einstmals geliebten Gatten, und schon ließ die knappschaftliche Witwenrente nicht lange auf sich warten. Nein, E10 bedeutet ganz einfach: 10% Alkohol. Das entspricht einem durchschnittlichen Weißwein. Aber leider nicht im Traubensaft, sondern im Benzin.
Allein schon dieser Name: Bioethanol. Bio klingt sauber, gut, umweltbewusst. Blöd nur, daß dafür Mais, Weizen, Zuckerüben angebaut, geerntet und vergoren werden müssen. Was wir da in Vergaser und Einspritzpumpen verfeuern, wäre in hungernden Mägen der dritten Welt eigentlich besser aufgehoben. Mal abgesehen davon, daß für diese subventionierte Agromonokultur wieder Wälder gerodet und die Äcker mit Pestiziden belastet werden. Und vielen ist vermutlich nicht ganz klar, daß Ethanol nichts weiter ist als Äthylalkohol, besser bekannt als Spiritus, Fusel, Weingeist oder wie auch immer bezeichnet. Kein Wunder: Bei unserer Pisa-geschädigten Jugend fällt bei den einen der Chemieunterricht aus, bei den anderen bleibt wegen ADS (AufmerksamkeitsDefizitSyndrom) nichts in der Birne hängen. Sonst könnte uns fast jeder Mittelstufenschüler auch darüber aufklären, daß der Brennwert von Ethanol nur die Hälfte von Benzin beträgt. Und somit der Spritverbrauch eines Autos mit E10 etwa 5% höher ist im Vergleich zu einer alkoholfreien Fahrt.
Ehrlich gesagt: Auch mir war nicht ganz klar, daß ich schon bisher, wenn ich das Auto meiner besseren Hälfte aufgetankt habe (ich selbst fahre Diesel, also Palmölverschnitt) das Alkoholäquivalent von etwa 4 vollen Bierkästen mit mir herumkutschierte. Und mit E10 entspricht es dann etwa 50 Flaschen Wein oder 15 Pullen ordentlichen Doppelkorn! Wenn wir demnächst in die Verkehrskontrolle geraten und gefragt werden: „Haben Sie Alkohol zu sich genommen?“ Dann können wir treuherzig antworten: „Getankt, Herr Wachtmeister, nur getankt, nicht getrunken.“ Mein Vorschlag an die Umweltpolitiker: Schafft die Branntweinsteuer ab, damit wir den edlen Saft statt in den Tank durch die Kehle rinnen lassen! Das wärmt und gibt gute Stimmung. Wir brauchen uns ja nicht bis an bischöflichen Pegel (1,54 Promille) abfüllen. Wir lassen dann das Auto vorher stehen. Und damit wiederum tun wir an meisten für die Umwelt! Und: Im Suff lässt sich der politische Schwachsinn besser ertragen. Vermutlich hat unser europäischer Wanderzirkus seine genialen Ideen, egal ob Feinstaubplakette, Glühbirnenverbot, vorgeschriebene Bananenkrümmung, Gurkenmindestgrößen und was auch immer ebenfalls im geistig vernebelten Zustand beschlossen.
Aber was können wir tun für die frustrierten und genervten Tankstellenpächter? Ganz einfach: Offensive Werbemaßnahmen! Zum Beispiel für Abstinenzler: Wir führen auch alkoholfreies Benzin. Für die Greenpeacer: Unser Sprit ist frei von Gentechnik ! Oder wir fragen beim nächsten Mal den Tankwart: Stammt Ihr Benzin auch aus garantiert biologisch kontrolliertem Anbau?
Ich fordere für unsere Volksvertreter unter dem Arbeitstitel P50: Reduziert die Anzahl der Parlamentarier um 50%. In der Hoffnung, daß dann nur halb so viel Schwachsinn produziert wird. Und gut für die Umwelt, weil weniger Fahrten zwischen Wahlkreis und Parlamentssitz. Deshalb mein Motto: P50 statt E10!
Herzliche Grüße
Euer Bernd