Die Rheinische Post zum Bürgerentscheid in Essen
Veröffentlicht: 4. Februar 2013 Abgelegt unter: Deutsche Geschichte, Leserbriefe an Rheinische Post | Tags: Renomenitis Hinterlasse einen KommentarIch freue mich für meine Freundin Christl aus Essen. Seit vielen Jahrzehnten wohnt sie in der Von-Seeckt-Straße. Die mühsame Prozedur zum Ausstellen neuer Ausweispapiere bleibt ihr nun erspart. Gottseidank. Mit über siebzig Jahren ist man froh, wenn einem überflüssige Amtsgänge erspart bleiben. Die Bürger haben entschieden: Bei den Straßennamen in Essen bleibt alles beim Alten. Renomenitis hat in Essen zumindest diesmal nicht funktioniert.
Ulli Tückmantel, Kommentator der Rheinischen Post, kann seine Enttäuschung nicht verhehlen. Und er tritt nochmal kräftig nach: Nazi-Namensgebungen seien das gewesen. Nun ja, nach dieser Logik könnte man auch den 1. Mai als Nazi-Gedenktag bezeichnen. War es doch die Regierung Hitler, die den Tag der Arbeit zum gesetzlichen Feiertag erhoben hat.
Hier der Artikel der Rheinischen Post:http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/strassen-erhalten-generals-namen-zurueck-1.3166647
Seine Vita weist Ulli Tückmantel als studierten Kunsthistoriker aus. Und er greift tief in die geschichtliche Klamottenkiste: Als preußischer Minister soll Karl von Einem für einen Völkermord in Afrika verantwortlich gewesen sein. Mit dem gleichen Gedankenkonstrukt könnte man auch der Königin Viktoria von England das Gemetzel von Omdurman in die Schuhe schieben, wurden doch dort im Namen ihrer Regierung am 2. September 1998 über Zehntausend aufständische Sudanesen durch englische Maschinengewehre niedergemäht.
Ein Teilnehmer auf Seite der britischen Kolonialmacht war übrigens der junge Winston Churchill. Der gleiche Churchill, der sich über Hitler später wie folgt äußerte: Wenn unser Land einmal geschlagen ist, dann wünsche ich ihm einen Führer wie Adolf Hitler. Es war im September 1937, als der spätere Kriegspremier und Nobelpreisträger diese Zeilen zu Papier brachte. Die Generale von Einem und von Seeckt konnten sich da nicht mehr zu Wort melden. Sie waren schon in den Jahren zuvor verstorben.
Eine bessere Kommentierung zum Bürgerentscheid in Essen bringt die WAZ:
http://www.derwesten.de/meinung/gegen-arrogante-geschichtspolitik-cmt-id7562342.html
PS.:Herr Tückmantel, wenn Sie die Authentizität des Churchill-Zitates überprüfen möchten, es lautet im Original: One may dislike Hitler’s system and yet admire his patriotic achievement. If our country were defeated I hope we should find a champion as indomitable to restore our courage and lead us back to our place among the nations. Veröffentlicht am 17. September 1937 in der Zeitung Evening Standard unter der Artikel-Überschrift: Friendship with Germany. Im Jahre 1939 publizierte Churchill diesen Zeitungsbeitrag erneut zusammen mit einigen anderen Artikeln unverändert in seinem Buch Step by Step, verlegt bei Putnams in New York. Dieses Original steht in meinem Bücherschrank. Sie können es gerne ausleihen.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Ulrich