Ich bin eine Schande für Deutschland

Das habe ich seit einigen Wochen amtlich von unserem Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble.

Kurz zu meiner Vorstellung:

Gemeinsam mit meiner Frau zahle ich jährlich Einkommensteuer, Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag in mittlerer fünfstelliger Höhe. Unser beider  Steuerbetrag ist regelmäßig höher als das jährliche Durchschnittsbruttoeinkommen eines deutschen Vollzeit-Arbeitnehmers.  Ich  verfüge über keine Konten in Steuerparadiesen.

Ich bin eine Schande für Deutschland.

Ich spende alljährlich für gemeinnützige Organisationen. Empfänger meiner regelmäßigen Spenden sind unter anderem: Ärzte ohne Grenzen, Unicef, Brot für die Welt, Misereor, Arbeiter-Samariterbund, Aktion pro Humanität, Cap Anamur, Heilsarmee, Kriegsgräberfürsorge. Die Aufzählung ist nicht vollständig. Insgesamt ist das ein vierstelliger Euro-Betrag. In jedem Jahr.

Ich bin eine Schande für Deutschland.

Nach Schulzeit und Abitur vor über vierzig Jahren habe ich achtzehn Monate Wehrdienst geleistet.  Ich durfte durch Pfützen robben, mich anschreien lassen, marschieren bis zur körperlichen Erschöpfung  und in Sandlöchern nächtigen. Immer bereit, daß der kalten Krieg plötzlich glühendheiß werden könnte.

Ich bin eine Schande für Deutschland.

Ich habe dann Mathematik, Physik und Wirtschaftswissenschaften studiert. Nach meinem Universitätsdiplom habe ich bei einem Wirtschaftsverband, Kreditinstitut, für  Unternehmensberatungen, einem Handelskonzern sowie Software-Unternehmen gearbeitet, davon viele Jahre in leitender Funktion.

Ich bin eine Schande für Deutschland.

Die Einsatzorte meiner beruflichen Tätigkeit waren neben Deutschland die Niederlande, Dänemark, Finnland, Schweden, Großbritannien, Frankreich, die Schweiz, Belgien und die USA. Unsere Projektteams, auch hierzulande, waren stets international besetzt. Umgangssprache war Englisch.

Ich bin eine Schande für Deutschland.

Während meiner Karriere als Personalvorgesetzter habe ich hierzulande eigenverantwortlich etwa siebzig Mitarbeiter eingestellt. Neben deutschstämmigen auch folgende Nationalitäten: Brasilien, Türkei, Libanon, China und Indonesien.

Ich bin eine Schande für Deutschland.

Nachhaltigkeit hat für mich einen besonderen Stellenwert. Ich betreibe sorgfältige Mülltrennung. Als Kind der Nachkriegsjahre gibt es in unserem Haushalt praktisch keine Essensreste. Meinen einhunderttausend  Quadratmeter großen Bergwald aus Familienbesitz bewirtschafte ich nachhaltig in der vierten Generation.  Neben Fichten pflanze ich dort  Tannen, Lärchen, Buchen, Ahorne und Ulmen, auch wenn ich deren Ernte in etwa 80 bis 120 Jahren nicht mehr selbst erlebe.

Ich bin eine Schande für Deutschland.

Ich mache mir persönlich keine Sorgen um mich. Dank eines  guten Einkommens während meiner aktiven beruflichen Laufbahn konnte ich  unseren Lebensabend mehr als ausreichend absichern. Aber ich mache mir Gedanken um die Zukunft dieses Landes und unserer Kinder und Enkel. Im Jahr 2012 haben fast zweihundert deutsche Wirtschaftsprofessoren  in einem verzweifelten Aufruf vor der europäischen Schuldenunion gewarnt. Diese Warnungen wurden von der Regierung und allen  Bundestagsparteien in den  Wind geschlagen.  Als Folge dessen konstituierte sich eine neue politische Kraft der wirtschaftlichen Vernunft, die Alternative für Deutschland. Geführt von  einem Wirtschaftsprofessor. Ich unterstütze diese Partei.

Deshalb  bin eine Schande für Deutschland.

Herr Dr. Schäuble, darf ich Sie daran erinnern, wie sie seinerzeit eigenhändig vom Waffenlobbyisten Manfred Schreiber Hunderttausend Mark als „Spende“  entgegengenommen haben?  Ihre damalige Schatzmeisterin, die Bundestagsabgeordnete Brigitte Baumeister, musste als Bauernopfer herhalten, damit Sie unbeschadet aus der Affäre rauskamen. Und heute bekennen Sie wörtlich  frank und frei: „Auch wir bescheissen gelegentlich, auch wir verstoßen gegen die Regeln“ , nachzulesen hier: http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/1596596/schaeuble—auch-wir-bescheissen-gelegentlich-.html

Das ist eine Schande für Deutschland

Ihre GroKo-Verbündete, die Generalsekretärin der Genossen mit dem hübschen blumig orientalischen Namen, bläst ins gleiche Horn wie Sie, Herr Doktor. Dabei erleben wir in diesen Tagen  eine unappetitliche  Posse um Pädophilie, Kinderpornographie und Strafvereitelung im Amt. Die Akteure: Hochrangige Innenpolitiker und Behördenchefs. Allesamt Genossen.

Das ist eine Schande für Deutschland

Bernd Ulrich, Ratingen


One Comment on “Ich bin eine Schande für Deutschland”

  1. Ulrich Knak sagt:

    Sehr geehrter Herr Ulrich, wir haben mehr zusammen als das Ulrich (bei mir im Vornamen!) Ihre Wortbeiträge geniesse ich und nehme im übrigen in meinem persönlichen und wirtschaftlichen Umfeld immer mehr wahr, dass die Zahl der „Bürger“ welche über das Ärgerstadium hinaus sich nicht mehr nach rechts oder links kathegoriesieren lassen, sondern nach vorne in dem Bestreben aus den Leerformeln und andauernden Mantras dieser, unserer Politdarsteller, zu entkommen. Ihre Artikel rütteln wach! Und „Wachsein“ und „Erwachsensein aus der Bevormundung“ wird mündiger Mitbürger erwachsen lassen zum Wohle einer lebens- und liebenswerten Gesellschaft! Bei Interesse gerne mehr….Schöne und vor allem frohe Festtage wünsche ich!

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