Zeder: Sie haben es getan!

Trauer, Wut und Entsetzen. Worte reichen kaum aus, um meine Gefühle in dem Moment zu beschreiben, als ich am Tatort war. Mir war einfach zum Heulen zumute!  Sie haben tatsächlich dem alten ehrwürdigen Baum, um den über tausend Ratinger Bürger wochenlang verzweifelt bis zum letzten gekämpft haben, den Garaus gemacht!

 Zurück bleibt nun die tiefe Wunde im Poensgenpark.  Nur noch der traurige Rest des abgesägten Baumstumpfes zeugt von der einstigen Existenz der über hundertjährigen stolzen Atlaszeder und ihren traurigen Ende.  

Noch im Tod straft die alte Zeder ihre Feinde Lügen: Gerade mal ein Drittel des Stammdurchmessers, also nur etwa 15 Prozent der Querschnittsfläche,  waren dem Pilz zum Opfer gefallen.

 Die kräftigen Jahresringe, die nun sichtbar sind, zeigen daß die Zeder alles andere als durch Krankheit todgeweiht  war. Im Gegenteil, sie hatte in den letzten Jahren noch kräftig zugelegt.  Jahresringe von fast einen Zentimeter!

Ein Fachmann, der es genau wissen muss, Fortamtsleiter Reinhart Hassel, teilte mir nach Inaugenscheinnahme vom Ort des Geschehens heute mit:

 1. Die jetzt zutage getretene Fäule, die ca.1/3 des Durchmessers ausmacht, reicht bei weitem nicht aus, den Baum als bruchgefährdet anzusehen. 

 2. Das Bild der Schalltomographie, die ja die Fäule darstellen soll, entspricht weder von der Größe noch vom Durchmesser der nun erkennbaren Fäule. 

 3. Gleiches gilt für die Bohr-Widerstands-Messung.

 4. Somit bleibt es bei meiner Einschätzung aus der vorangegangenen Mail, dass weder aus den Ergebnissen einer Schalltomographie noch einer Bohr-Widerstands-Messung hinreichende Ergebnisse für die Fällung eines so wertvollen Baumes gezogen werden können und auch nicht dürfen.

 5. Die Ergebnisse sind somit nicht korrekt interpretiert, die vorhandene Fäule falsch diagnostiziert worden.

 6. Selbst die längst wissenschaftlich nachgewiesene Invalidität der Mattheck’schen 1/3-Hypothese (M: ein Baum wird bruchgefährdet, wenn nicht mindestens 1/3 des Durchmessers als Restwandstärke vorhanden ist) hat der Baum übererfüllt.

 7. Vorbehaltlich eines leider nicht durchgeführten Zugversuches, bei dem dann auch die Haltekraft der Wurzeln überprüft worden wäre, war es aus Verkehrssicherheitsgründen völlig unnötig gewesen, diese Zeder zum jetzigen Zeitpunkt zu fällen.

 Alles Klagen hilft nicht. Nichts kann die alte Zeder wieder lebendig machen.

 So kannten wir sie, so sehen wir sie nie wieder:

 

Hier meine Mitteilung an die Presse:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit ausdrücklichem Einverständnis von Herrn Forstamtsleiter Reinhart H. leite ich hiermit seine Stellungnahme nach Fällung der Zeder an die hiesige Presse  weiter. Herr H. ist kein Unbekannter; er hatte viele Jahre lang  das Mettmanner Forstamt  geleitet; siehe die damalige Pressemeldung:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/langenfeld/reinhart-hassel-verlaesst-den-kreis-mettmann-aid-1.897625

Auf den Bildern des Baumstumpfes sind drei verschiedene Farbtöne erkennbar: rund um das „Loch = dunkelbraun, dann ein hellerer Braunton und schließlich am Rand eine recht helle Zone. Die Zone am Rand ist der Splint, völlig normal bei einer Zeder, der dann folgende hellbraune Ring dürfte das Kernholz sein, der um das „Loch“ liegende dunkelbraune Ring , der noch beil- und nagelfest ist (so heißt das im Fachjargon), ist ebenfalls Kernholz, könnte aber vom Pilz bereits befallen sein. Er ist aber noch völlig intakt und weist mit Ausnahme der Farbe nicht auf einen Pilzbefall hin, da er keinerlei Zersetzungsanzeichen aufweist. Es könnte aber auch sein, dass sich dieser Teil des Holzes durch Zutritt von Sauerstoff aus dem Wurzelbereich durch Oxidation so eingefärbt hat.

 Auch wenn man unterstellt, dass der dunkelbraune Ring bereits vom Kiefern-Braunporling befallen wäre, wäre die verbleibende (es gibt einige kleinere, aber unerhebliche schwarze Faulstellen, siehe Foto) Restwandstärke für die Bruchsicherheit mehr als ausreichend gewesen. Vorbehaltlich eines leider nicht erfolgten Zugversuches auf die Bruchfestigkeit im Wurzelbereich ist die Zeder auf jeden Fall voreilig gefällt worden.

Meine früheren Beiträge zu dem Thema: →hier und →hier