In diesen Tagen

zwischen Weltspartag und Allerseelengedenken ist alles anders. Anders als früher, fremder als zuvor.

  1. Oktober: Weltspartag. Da gab es früher mal Plakate, damit jeder daran denkt, an dem Tag zu seiner Bank zu gehen. Geldautomaten? Unbekannt. Zu meiner Schulzeit war das der Tag, an dem brav die Spardose zum  Bankschalter  gebracht und dort geleert wurde. Und dann die Spannung: Was hatte sich da alles angesammelt? Schön, wenn zwischen den Münzen auch mal ein dicker „Heiermann“ oder gar ein Zehn-Mark-Schein dabei war. Das Geld kam natürlich aufs Sparkonto. Und vom freundlichen Herrn oder dem Fräulein hinter dem Schalter gab es immer eine kleine Belohnung.  Mein Frisieretuie mit Taschenspiegel, Kamm und Nagelfeile hat mich  noch bis zur Tanzstundenzeit begleitet. – Aus und vorbei. Sparen ist tot, mausetot. Keine Bank traut es sich noch, ein Sparbuch, das absolut nichts mehr abwirft, anzupreisen. Da bleibt das Geld lieber gleich im Sparschwein zu Hause.  Doch, wir ersparen uns was in diesen Zeiten: Kneipenbummel, Restaurantbesuche, Kino, Theater, Treffen mit Freunden, Weihnachtsmärkte usw.
  1. Oktober: Reformationstag. Keiner hat gemerkt. Logisch: Auch das Lutherjahr ging einfach so vorbei. Klar, wenn unsere Protestanten heutzutage den alten Martin Luther als notorischen Antisemiten darstellen. Seine Schrift „Wider die Türken“ wäre heutzutage politisch unkorrekt und würde als „Volksverhetzung“ juristisch verfolgt. – Vor 60 Jahren hingegen gab es für unsereins noch Schulgottesdienst und anschließend schulfrei.  – Der Brauch „Halloween“ kam erst Jahrzehnte später aus Ami-Land zu uns rüber. Vorsichtshalber hatten wir auch diesmal ein paar Süßigkeiten bereitgelegt, um die kleinen Geister, die bei uns anschellen würden, zu beschenken. Aber es  kam niemand. – Wie es wohl zu St.Martin wird? Ich fürchte, daß auch diese Freude den Kindern verdorben wird.
  1. November: Allerheiligen. In diesem Jahr ein Sonntag. Traditionell schmücken wir die Gräber der Verstorbenen und entzünden die Grablichter als Zeichen der Hoffnung in der Dunkelheit. Wir sammeln am Friedhofseingang für die, die in fremder Erde liegen, damit auch deren letzte Ruhestätten gepflegt werden und ihr Schicksal nicht der Vergessenheit anheim fällt.
  1. November: Allerseelen. Ein vergessener, weiterer Gedenktag für die Verstorbenen. Es ist Montag. Heute tritt der „Lock-down“ in Kraft. Ende? Unbestimmt. Draußen fallen weiter die  Blätter, es wird dunkler, kälter. Die Luft zum Atmen unter der Maske wird knapp. Am besten, wir sparen uns auch das. Es wird still im Lande.

One Comment on “In diesen Tagen”

  1. David sagt:

    Sie sind offenbar auch ein 50er Jahrgang und treffen daher aus meiner Sicht voll ins Schwarze. Ja, es wird still im Lande. Der Winter steht bevor. Er wird lang und eisig.

    Danke.

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