Nikolaus-Nachhilfe

nikoläuseSeit einigen Tagen bekomme ich Fan-Post. Nein, echte Fans sind das nicht. Die Absender sind ohne Adresse und versuchen uns auf erschreckend naive Weise über die historische Figur des heiligen Nikolaus aufzuklären. Denn wenn wir als AfD in der Adventszeit Nikoläuse verteilen, dann müssten wir auch ganz lieb zu den Neuankömmlingen aus der Türkei und Syrien sein. Schließlich käme der echte Nikolaus von da. Da ich diesen Briefeschreibern mangels Absender nicht direkt antworten kann, mache ich es hier an dieser Stelle. Ich bin sicher, die Botschaft erreicht die Empfänger*innen.

 

Liebe Briefeschreiber*innen,

es ist schon ein starkes Stück, mir den Sankt Nikolaus aus dem 4. Jahrhundert nach Christus heute als „Türken“ oder gar „Syrer“ unterzujubeln. Und zwar mit der Begründung, dass seine Wirkungsstätte, die Stadt Myra, ja in der jetzigen Türkei liege. Und wenn wir heute als AfD Schokonikoläuse verteilen, dann müssten wir auch alle Türken und Syrer mit offenen Armen empfangen und selbige freudig integrieren. – Abgesehen von dieser verqueren Logik und der Tatsache, dass die Integration in ein Gastland seitens der Einwanderer eine Bring- und keine Holschuld ist, sehe ich mich bemüßigt, Euch einige Nachhilfelektionen in den Fächern Geographie und Geschichte zu erteilen:

Dort, wo einst der heilige Nikolaus vor über tausendsechshundert Jahren als Bischof wirkte, gibt es heute praktisch keine christlichen Gemeinden mehr. Von der damaligen griechischstämmigen, christlichen Bevölkerung Kleinasiens leben dort, in der jetzigen Türkei, keine Nachkommen mehr. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden diese Christen von den Muslimen millionenfach außer Landes gejagt. Wer nicht freiwillig gehen wollte, mit dem wurde kurzer Prozess gemacht. Einige hunderttausend Menschenleben kostete diese brutale „ethnische Säuberung“, wie man heute solche grausamen Vertreibungsverbrechen beschönigend bezeichnet. Aus dem abgebrannten christlichen antiken Smyrna wurde das heutige Izmir. Auf den Ruinenresten des griechischen Myra, wo einst der heilige Nikolaus lebte, wirkte und predigte, steht jetzt die türkische Stadt Demre.  – Das waren aber nicht die einzigen christlichen Opfer der muslimischen-türkischen Barbarei im letzten Jahrhundert. Der Völkermord der türkischen Moslems an ihren armenisch-christlichen Mitbürgern sollte jedem gegenwärtig sein. Wer sich da einlesen will, dem empfehle ich das Buch von Franz Werfel „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ oder zeitgenössische Berichte, die in Wikipedia aufgelistet werden, welche anschaulich von der Ausrottung der christlichen Armenier berichten. Das blutige Handwerk dieser türkischen Mordbuben steht nun wirklich in keiner Weise in der christlichen Tradition und dem Geist des heiligen Nikolaus:   https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern  Hier nur ein Beispiel aus dem Lexikon:

In Trabzon etwa wurden armenische Frauen und Kinder auf Anweisung des Gouverneurs Cemal Azmi in Booten auf das offene Meer gefahren und ertränkt. Der amerikanische Konsul der Stadt berichtete, dass vollbesetzte Boote hinausfuhren und wenige Stunden später leer zurückkehrten.[103] Die Armenier von Erzincan wurden im Juni 1915 von den Teşkilât-ı Mahsusa paarweise aneinandergebunden und bei der Kemah-Schlucht in den Fluss Karasu geworfen, wobei über 20.000 Menschen zu Tode kamen – der deutsche Konsul in Aleppo, Walter Rößler, berichtete, dass wochenlang Leichen den Euphrat hinuntergeschwemmt kamen.[104]   

In diesen Tagen stehen wir unter dem Eindruck einer anderen der Bluttat, dem Mord in Illerkirchberg, wo ein 14-jähriges Mädchen unter den Messerstichen eines „Schutzsuchenden“ verblutete und ihre schwerverletzte 13-jährige Begleiterin nur knapp überlebte. Nun schreiben die Zeitungen, dass in der gleichen Flüchtlingsunterkunft vor einiger Zeit eine Vierzehnjährige unter Drogen gesetzt und dann über Stunden von fünf Kerlen mehrfach vergewaltigt  und verletzt wurde. – Erinnern wir uns an den Nikolaus: Der Überlieferung nach bewahrte der heilige Mann durch ein großzügiges Geschenk drei junge Frauen vor dem Schicksal der Zwangsprostitution. Brutale Gruppenvergewaltigungen von Minderjährigen? Das ist bestimmt nicht das, was der heilige Nikolaus gewollt hätte. So eine Gruppenvergewaltigung ist eine ekelhafte Angelegenheit. In ihren Buch „Das Ende der Geduld“ beschreibt die Jugendrichterin Kirsten Heisig im Kapitel „Yilmaz, Hussein und Kaan – jugendliche Vergewaltiger“ diese Scheußlichkeit exemplarisch: „Mir sind Vorfälle bekannt, in denen die Opfer  gleichzeitig orale und anale Penetrationen durch mehrere Täter ertragen mussten, bevor man sie, aus vielen Körperöffnungen blutend, wie einen unnützen Gegenstand zurückließ.“  – Noch einmal zur Wiederholung: Der heilige Nikolaus hingegen bewahrte der Überlieferung nach drei junge Frauen vor dem grausamen Schicksal, sich an fremde Männer zu deren Lustbefriedigung verkaufen zu müssen.

Was der Nikolaus allerdings mit Syrern und Syrien wie von Euch unterstellt zu tun haben soll, das ist mir nicht eingängig. In Syrien gibt es Religionsfreiheit; zumindest dort, wo noch nicht der IS oder muslimische Rebellen die Herrschaft übernommen haben. In anderen orientalisch-muslimischen Ländern hingegen leiden die Christen seit Jahrzehnten unter stetig zunehmender Verfolgung. Die ältesten christlichen Gemeinschaften im Orient werden bald aufgehört haben zu existieren.     

Nebenbei bemerkt: Die AfD bejaht das Grundrecht auf politisches Asyl und möchte es dadurch schützen, dass dieses elementare Menschenrecht nicht durch massenhaften Missbrauch verwässert wird. Niemand von denen, die hier als Zuwanderer schwere Verbrechen begehen, ist als seriöser Oppositionspolitiker, Journalist oder Bürgerrechtler, der wegen seiner Tätigkeit an Leib und Leben in seinem Heimatland bedroht war, zu uns gekommen.

Eines will ich noch klarstellen: Zwar haben etwa im benachbarten Essen etwa 75% der dort lebenden Türken dem Despoten Erdogan ihre Wahlstimme gegeben. Aber es gibt viele türkisch-stämmige Zuwanderer, die bei uns bestens integriert sind und eine echte Bereicherung für unser Land darstellen. So etwa der Erfolgsautor Akif Pirinçci, der uns Deutschen mit seiner deftig klaren Sprache den Spiegel vorhält. Oder auch die Publizistin Necla Kelek, die standhaft Frauenrechte gegen ein orientalisches dominantes Männlichkeitsgebaren verteidigt.  Und ich habe Respekt und Achtung vor allen Oppositionellen in der Türkei, die sich gegen den Despotismus des Möchtegern-Sultans Erdogan auflehnen.    

 Noch eine Bemerkung zu Eurer „Braunen Schokolade“:  Schaut Euch doch mal die alten Nazi-Uniformen genauer an. Sieht so der ausgewickelte Schoko-Nikolaus aus? Ich empfehle Euch einen Besuch beim Optiker, besser noch beim Augenarzt.

Ich wünsche allen meinen Fan-Post-Schreiber*innen ein friedliches, besinnliches Weihnachtsfest.  

Mit adventlichen  Grüßen 

Bernd Ulrich

PS: Außer Carmen gewidmet meinen anderen Brieffreundinnen Regina  Roesenaar, Marianne, Ursula und allen anderen „Omas gegen rechts“, die am Samstag vergeblich au f mich gewartet haben. Seid nicht so traurig, Eure Briefmarken gehe alle nach Bethel. Eine Bitte: Verwendet demnächst bitte Sondermarken mit Zuschlag. Die haben einen höheren Sammlerwert.


5 Kommentare on “Nikolaus-Nachhilfe”

  1. Hat dies auf Alternative Ansichten rebloggt und kommentierte:

    Für die „Omas gegen Rechts“

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  2. christophmause sagt:

    Ulrich, wie immer ekelhaft. Sie sind einfach ein ziemlich wiederwärtiger Zeitgenosse.

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    • Bernd Ulrich sagt:

      Werter Kommentator,

      etwas mehr Sorgfalt wäre angebracht. Widerwärtig, so wie Sie es empfinden, schreibt man ganz einfach mit „i“. Ekelhaft: Da gebe ich Ihnen ausnahmsweise Recht. Tatsächlich musste ich das Buch „Vom Ende der Geduld“ der Jugendrichterin Kirsten Heisig des Öfteren beiseite legen. Denn bei den authentischen Schilderungen wurde mir schlichtweg übel. Aber es nützt ja nichts. Diese Dinge passieren nun mal und wir sollten sie zur Kenntnis nehmen. Alles andere ist Wirklichkeitsverweigerung.

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  3. Doris Mause sagt:

    Na das erkennt doch jeder auf den ersten Blick: wir haben hier eine radsistische Argumentation wie aus dem Bilderbuch. Angehörigen einer Nation werden Charaktereigenschaften zugeschrieben. Und wenn Jesus, dessen Geburt wir in der Adventszeit und an Weihnachten bekanntermaßen feiern, eines mit Sicherheit nicht war, dann ein Rassist. Er predigte Nächstenliebe, Herr Ulrich, NÄCHSTENLIEBE! Und darum ist es einfach der Höhepunkt der Unanständigkeit und Scheinheiligkeit, wenn die AfD zur Weihnachtszeit Nikoläuse verschenkt.

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    • Werte Frau Mause,
      wenn mir jemand versucht, den heiligen Nikolaus von damals als heutigen Türken unterzuschieben, dann argumentiere ich ganz einfach mit ein paar historischen Fakten. Diese geschichtlichen Tatsachen sind für sich weder rassistisch noch schreiben sie einer Nation in ihrer Gesamtheit irgendwelche Charaktereigenschaften zu. Ich kann nichts dafür, dass diese Dinge nun mal passiert sind. Dabei hätte ich durchaus noch weiter ausholen können: Etwa mit der Schrift von Martin Luther oder der Erzählung von dem Gemetzel auf Chios, das Delacroix so eindrucksvoll mit seinem Gemälde der Nachwelt überlieferte. – Das Weltgeschehen ist nun mal kein Ponyhof und die Pippi-Langstrumpf-Perspektive: „Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt“ ist nicht hilfreich bei der Bewältigung gegenwärtiger Probleme. Charaktereigenschaften wie die Kategorien von Schuld und Meriten sind korrekterweise immer nur auf das Individuum bezogen. Meine Wertschätzung für bestimmte Persönlichkeiten mit türkischen Wuzeln hatte ich bereits erwähnt. In dem Zusammenhang sollte noch Güner Balci genannt werden, der wir den lebensnahen Roman „Arabboy“ verdanken. – Besonders beeindruckt hat mich auch das Schicksal von Hatun Sürücü, einer sympathischen, liebevollen jungen Mutter, die niemanden etwas zuleide getan hatte und deren junges Leben durch den eigenen Bruder per Kopfschuss ausgelöscht wurde.

      In wenigen Stunden haben wir wieder eine Silvesternacht. Hoffen wir, dass sich die Ereignisse von 2015 oder gar Schlimmeres nicht wiederholen. Ich wünsche uns allen einen friedlichen Jahreswechsel.

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