Leserbrief zum Kommentar von Antje Höning in der Ausgabe Rheinische Post vom 3.April: Die Pendler und die FDP

Antje Höhning schreibt am 3.April 2012 in der Rheinischen Post:

Sie müssen tanken, egal, wie hoch der Preis ist – und das nutzen die Öl-Konzerne aus. So ärgerlich wie die Abzocke zur Osterzeit ist auch der Ruf nach einer höheren Pendlerpauschale. Besonders bizarr ist, dass er von FDP-Chef Rösler kommt.

Vor kurzem hatte Rösler noch den Prinzipientreuen gegeben: „Man kann eine Wahl verlieren, aber nie seine Überzeugung“, hatte er gesagt. Ein überzeugter Liberaler lehnt die Pendlerpauschale grundsätzlich ab.

Denn mit ihr mischt sich der Staat ins Wohnverhalten seiner Bürger ein: Er fördert einseitig die Bürger auf dem Land, während er die Städter mit ihren hohen Wohnkosten allein lässt.

Rösler aber ist kein echter Liberaler, sondern ein verzweifelter Wahlkämpfer. Er will die antiliberale Steuervergünstigung erhöhen – obwohl er wissen müsste, dass die Konzerne dann nur noch stärker zulangen.

Die marktwirtschaftliche Lösung der Benzin-Krise sieht anders aus: Je schneller die Bürger auf spritsparende oder alternativ betriebene Autos umsteigen, desto schwerer haben es Aral und Co., die Preise zu diktieren. Das sieht auch die Kanzlerin so – und pfeift ihren Wirtschaftsminister zurück. Gut so.

http://www.rp-online.de/auto/news/die-pendler-und-die-fdp-1.2779317

Mein Leserbrief dazu:

FDP-Bashing ist in. Westerwelle war uns schon unsympathisch und den Rösler mag auch niemand. Wer auf die Liberalen einprügelt kann sich des öffentlichen Beifalls gewiss sein. Schwarmverhalten nennen das Sozialpsychologen. In früheren Zeiten entstanden aus so etwas gelegentlich Pogrome.   So ist denn auch Ihrer Kommentatorin der abgewetzte Knüppel der Diskussion um die Pendlerpauschale  nicht abgegriffen genug, um selbigen gegen den armseligen Rest der FDP zu schwingen. Nun, wir wissen nicht, wo die Dame wohnt. Möglicherweise hat sie ihr Domizil direkt neben dem Redaktionsgebäude. Vielleicht hat sie auch einen Heimarbeitsplatz, auf Neudeutsch Home-Office.   Dabei lässt sich das Geplänkel um die Pendlerpauschale auf eine einfache Fragestellung reduzieren: Lebe ich, um zu arbeiten? Oder arbeite ich, um zu leben? Für denjenigen, der zur ersten Deutung neigt ist es natürlich selbstverständlich, seine Zelte direkt neben dem Werkstor aufzuschlagen.  Ich persönlich tendiere nach  30 Berufsjahren und über eine Million dienstlich zurückgelegter Fahrtkilometer eher zur zweiten Lesart. Und da überlegt man es sich sehr gut, ob man bei Antritt eines neuen Jobs den Kindern einen Schulwechsel zumutet,  nachbarschaftliches und soziales Umfeld aufgibt, die neu eingerichtete Eigentumswohnung wieder verkauft usw. Zumal es meist fraglich ist, ob der Ehe- oder Lebenspartner genau so einfach mal eben einen neuen Job findet.  Die mir entstehenden Fahrtkosten reduzieren mein zur Verfügung stehendes Netto. Das ist keine ideologische, sondern eine arithmetische Schlussfolgerung. Das Spritgeld für den Weg zur Arbeitsstätte fehlt mir an anderer Stelle im Portemonnaie.  Aus gutem Grund ergibt sich aus unserer Verfassung  das Prinzip, daß jeder nach seiner individuellen Leistungsfähigkeit zu besteuern ist. Unsere obersten Richter mussten erst letztens den Gesetzgeber wieder   daran erinnern. Ich bin überzeugt, daß sie das auch bald wieder tun werden. Und das ist, um mit den Worten Ihrer Kommentatorin zu sprechen, auch gut so.

Und so erschien dann der Leserbrief in der Rheinischen Post am 28.4.2012:



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