Gorch Fock, zweiter Teil. Leserbrief an die Rheinische Post
Veröffentlicht: 18. November 2012 Abgelegt unter: Leserbriefe an Rheinische Post, Skurriles, Besinnliches, Vermischtes | Tags: Lothar Schröder Rheinische Post Hinterlasse einen KommentarSehr geehrter Herr Dr. Schröder,
Heute nehme ich ganz unbedarft den Wirtschaftsteil der FAZ in die Hand und was springt mir da als Illustration förmlich ins Auge! Gorch Fock! Registriert als Zuchtbulle mit der Nummer 674940! Sofort muß ich wieder an Ihren geistreichen Beitrag in der RP vom Januar letzten Jahres denken: http://nachrichten.rp-online.de/kultur/kriegsverherrlicher-gorch-fock-1.329658
Hatten Sie doch dort scharfsinnig die gedankenlose Verwendung des Namens dieses Blut- und Bodendichters und Kriegsverherrlichers für deutsche Segelschiffe moniert!
Ich hatte Ihnen damals mit einem Leserbrief geantwortet: https://hansberndulrich.wordpress.com/2011/01/31/leserbrief-zum-artikel-rp-vom-31-1-2011-kriegsverherrlicher-gorch-fock/ . Der wurde damals nicht gedruckt. Ein mir persönlich bekannter Redakteur hat mir das so erklärt: Deine Leserbriefe sind einfach zu lang. Im Zeitalter von Twitter und SMS schaltet bei den meisten das Hirn nach maximal 160 Zeichen ab.
Ich forsche nach, was es mit dem neuen Gorch Fock auf sich hat und lande auf dem Bullenbrowser (Nein, es handelt sich nicht um den Internetauftritt der deutschen Polizei):
Und was lesen wir da:
Mit Gorch Fock präsentiert sich ein leistungsstarker Goldwin-Sohn aus der berühmten Walkup Bell Lou Ella-Dynastie. Als ideale Kombination weist Gorch Fock bei hoher Milchmengenvererbung auch positive Eiweißprozente vor. Glanzstück der großen, im Milchtyp stehenden Töchter sind die sehr hohen und breiten Hintereuter. Zudem ist Gorch Fock ein guter Befruchter.
Jetzt ist mir alles klar: Blut und Hoden! Da haben wir’s schon wieder! Ich nehme den Originalartikel der Frankfurter zur Hand: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/zuchtunternehmen-das-tier-als-eierlegende-maschine-11961784.html
Dort ist die Rede von der Lebensleistung von Zuchttieren. Unsere Mission: 500 Eier. Und beim Rindvieh kommt zählt neben Milch und Fleisch natürlich auch der tonnenweise produzierte Mist ganz selbstverständlich zur Lebensleistung. Lebensleistung. War nicht vor ein paar Tagen die Rede von der Lebensleistungsrente? Irgendwie aufgebracht von dem Damenkränzchen Angela, Kristina, Ursula? Ich überlege: Wie bemisst sich wohl die Lebensleistung eines Feuilleton-Journalisten?
Nun ist ja hinreichend bekannt, daß man gerade in den Redaktionsstuben der Rheinischen Post ein besonders feines Gespür für braune Gerüche hat. Und hier sollte man ansetzen. OK, da wurde ein zunächst harmloses Stierkalb im Mittleren Westen der USA geboren. Irgendein gedankenloser Hinterwäldler taufte dann die arme Kreatur auf Gorch Fock. Und hier ist energisches Einschreiten geboten! Am Ende begegnen uns noch Zuchtstiere mit dem Namen Hindenburg oder Hochleistungsmilchkühe als Agnes Miegel! Nicht auszudenken, wenn uns deren Produkte am Ende als Magerquark aufs Butterbrot geschmiert werden.
Ich denke Sie wissen, was Sie zu tun haben.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Ulrich