Christian Petzold: Leider ist die DDR ja gescheitert Beitrag im Kulturteil 26.11.2012
Veröffentlicht: 27. November 2012 Abgelegt unter: Deutsche Geschichte, Leserbriefe an Rheinische Post | Tags: Christian Petzold 2 KommentareDer Lobgesang des Regisseurs Christian Petzold (Jahrgang 1960) in der →Rheinschen Post auf die DDR ist, gelinde gesagt, schwer erträglich, genauer gesagt, es kocht die Galle hoch.
Halten wir ihm mal zugute, daß er möglicherweise nie „drüben“ war. Wir hingegen hatten Verwandte und Bekannte, die wir dort besuchten. Gottseidank ist diese Diktatur jenseits des Stacheldrahtes gescheitert! Einziger Nachteil: Man kann nicht mehr zu jemanden, dem es hier nicht passt, sagen: Geh doch nach drüben!
68-er Bewegung im Osten? Dass ich nicht lache! Ich habe noch in guter Erinnerung, was 1968 im Prag passiert ist. Und ich kenne Leute, deren Karrieren sind durch die Stasi zerstört worden, ihre Kinder durften nicht das Abitur machen und demzufolge auch nicht studieren. Grund: Sie waren aufmüpfig gegen das Regime.
Den Menschen da drüben mangelte es nicht nur am Warenangebot des Quellekataloges. Apfelsinen, Bananen, Südfrüchte: Davon konnten die da drüben nur träumen, ebenso wie West-Zeitungen, die sofort konfisziert wurden. Dafür wurde auch jeder Brief durchleuchtet. Egal was für einen Zeitungsausschnitt wir rübergeschickt haben; er kam nie an. Reisen nach Paris oder Rom? Unmöglich, frühestens als Rentner, dann öffneten sich die Pforten aus den Staatsgefängnis bzw. Arbeitslager, je nach Standpunkt.
Junge Familien mussten Jahre warten bis ihnen eine eigene Wohnung zugewiesen wurde. Eigenes Auto? Schaut Euch doch mal die Trabbis an, auf die man ca. 15 Jahre warten musste! Und warum hat die DDR wohl nie eine Unfallstatistik veröffentlicht? Setzt Euch in so eine Kiste und stellt Euch einen Auffahrunfall mit diesem Gefährt vor! Apropos Auto: Ich durfte damals mit meinem alten Käfer mehrmals in den siebziger Jahren im Transit die DDR-Grenze passieren; wir hatten damals noch Verwandte in Polen. Schon skurril, wie die DDR-Grenzer das Auto auf den Kopf gestellt haben auf der Suche nach „Republikflüchtlingen“: Da wurde mit einem Stab im Benzintank herumgestochert, mit Spiegel die Unterseite kontrolliert, das Armaturenbrett seziert und die Rücksitzbank ausgebaut.
Einer unserer Bekannten war seinerzeit (1985) Bildredakteur einer Zeitung in Thüringen: Wie Diebe mussten wir uns im Dunkeln zum Hintereingang seiner Behausung schleichen: „Westkontakte“ waren unseren Gastgeber nämlich verboten.
Übrigens: Wer damals Westgeld (DM) hatte konnte sich seine Wünsche im Intershop erfüllen. Da gab‘s alles, da brauchte man auch keine 15 Jahre auf einen fahrbaren Untersatz warten. Ich könnte noch viel mehr erzählen: Zwangsumtausch, Meldepflicht für Besucher bei der Volkspolizei, Ausspionieren von Schulkindern. Wer kennt Persil? Fangfrage in der ersten Klasse um rauszukriegen, ob die Eltern Westfernsehen anschauen. Die bekamen dann Besuch und ihnen wurden die Antennen abgedreht. Zumindest noch in den 60-er Jahren.
Dieses dümmliche Schwadronieren von Christian Petzold ist einfach nur anwidernd. Ihm sei der Besuch eines →Stasi-Museums empfohlen.
Typisches Wessi-BIld von der DDR…
Ja, die Wessis werden uns schon erklären wie es in der DDR war,
schließlich kannte jeder ja irgendjemanden der da gelbte hat und ist
nun wissen…
Aber, wer über sich schon nicht weiß muss sich halt über ander auslassen…
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Lieber Bernd, wenn du genau liest, sagt Christian Petzold nicht, dass er bedauert, dass die DDR gescheitert ist (das hat ein Überschriftenredakteur gemacht). Er sagt, dass er bedauert, dass der Versuch, eine bessere Gesellschaft zu bauen, gescheitert ist. Und da stimme ich ihm zu. Persil ist super, aber echt nicht alles im Leben. Und für ein Gemeinschaftsgefühl in einer Gesellschaft braucht es noch ein paar andere Werte.
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