Zwei Physiker und ihr teures Elektrospielzeug

Herr Professor Henning Kagermann und Frau Dr. Angela Merkel: Zwei Physiker auf Abwegen. Der eine als abgehalfterter Wirtschaftskapitän, die andere als noch amtierende Politikerin.  Halt, so einfach ist es nicht: Henning Kagermann ist immer noch aktiv. Nämlich als Lobbyist für das Elektroauto. Und dieses Vehikel hat Lobbyarbeit bitter nötig, denn es will nicht so richtig laufen. Und so macht Henning in seiner Funktion als Präsident der NPE (Nationale Plattform Elektromobilität)  fleißig Werbung für die von der Politik geliebten, vom Publikum aber verschmähten Stromer.  Die sollen nun kräftig subventioniert werden. Das freut wiederum Angela, hat die uns doch eine Million Elektroautos für das Jahr 2020 auf deutschen Straßen versprochen. Das sind gerade mal fünf Jahre. Ob sie das schafft?

Henning wer? Angela kennt jeder, aber wer ist Henning? Kurzer Einschub: Henning Kagermann war lange Jahre Chef des Software-Konzerns SAP. Nach anfänglichen Erfolgen in den Neunzigern wurde es zunehmend ruhiger um ihn. Viel versprochen, wenig geliefert, so lautet die ernüchternde Bilanz seiner letzten Jahre.  Berüchtigt war seine 30-30-30 Prognose:  SAP sollte alljährlich um dreißig Prozent wachsen bei dreißig Prozent Gewinnsteigerung und dreißig Prozent Umsatzrendite.  Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Nach dem durch  den Jahrtausendwechsel  und der Euroeinführung befeuerten Software-Boom kam der Rückschlag: Einstellungsstopp und Kostensenkungsprogramme waren die Folge. Eine verkorkste Produktpolitik tat ihr übriges. Im Jahre 2000 hatte der DAX-Konzern  SAP eine Marktkapitalisierung, die unter Kagermanns Ägide nie wieder erreicht wurde.

kagermann

Zurück zu den Elektromobilen, von denen derzeit gerade mal 30.000 auf deutschen Straßen unterwegs sind. Das ist nicht einmal ein Promille des Gesamtbestandes.  Selbst bei einem alljährlichen Wachstum von utopischen 30% würde es über 13 Jahre dauern, bis hier die Million rollt.

Eine Million in den nächsten fünf Jahren: Das bleibt Wunschtraum unserer beiden Physiker. Eigentlich sollten es die beiden dank ihrer naturwissenschaftlichen Ausbildung besser wissen. Naturgesetze kann man auch nicht mit noch so viel Subventionen aushebeln. Die Batterietechnik ist ausgereizt und gibt einfach nicht mehr her.  Weder jetzt noch in absehbarer Zeit. Reichweite, Gewicht, Ladezeiten und Kosten der Stromer lassen sich nicht schönreden. Wunschdenken kann keine Wirklichkeit ersetzen, Illusion keine Realität.

Wenn sich Politiker und Funktionäre miteinander verbünden, dann wird es richtig teuer. Nämlich für den Steuerzahler, der die Zeche an Ende berappen muss. Mit fünftausend  Euro soll jeder Kauf eines Elektroautos gesponsert werden. Von uns. So die Forderung von Professor Kagermann. Macht bei einer Million Autos exakt fünf Milliarden Euro.  Nun hat unsere Regierung zwar schon viele Milliardenlöcher ausgehoben. Exemplarisch zu nennen sind die verkorkste Energiewende, eine unbedarfte, keine Kosten scheuende  Willkommenskultur oder die fortwährende Konkursverschleppung Griechenlands. Die Aufzählung ist nicht vollständig.  Und jetzt wird am nächsten Milliardengrab geschaufelt:

http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Wirtschaft/d/8037186/kommt-die-kaufpraemie-fuer-e-autos-.html

Wir sollten den Euro-Totengräbern einfach die Schaufeln  wegnehmen.

Es war der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt, der die Physiker in der Irrenanstalt verortete. Eine selbst gewählte Bestimmung, damit sie keinen Schaden mehr anrichten. Eine gute Entscheidung. Eine solche Einsichtsfähigkeit wünschen wir uns auch von unseren Protagonisten. Aber das wird, wie so vieles, leider nur Wunschdenken bleiben. Bei uns geht die Tragikomödie weiter. Schade um die Milliarden.