Sterben für Claudia Roth?
Veröffentlicht: 13. November 2016 Abgelegt unter: Besinnliches Hinterlasse einen KommentarHeldengedenktag. So nannte man vor Zeiten zeitweise den heutigen Volktrauertag. Ein Tag, der uns erinnern soll an diejenigen, die im oder durch Krieg ihr Leben gelassen haben. Die Toten, die nicht der Vergessenheit anheimfallen sollten. – Was fangen wir an mit solch einem Tag?
Es ist nur allzu menschlich, daß wir qualvolle Gedanken gerne verdrängen. Wir wollen es gar nicht so genau wissen. Denn das Sterben der Soldaten ist grausam. Ganz anders, als es uns die schönfärbenden Filme ins heimelige Wohnzimmer tragen. Da wird jemand getroffen, fällt um und bleibt einfach so liegen. Tot. Kurz und schmerzlos. Egal ob Kriegsfilm, Western oder Krimi, immer ist es die gleiche Machart…
Die brutale Wirklichkeit will kein Filmregisseur seinem Publikum zumuten. Die Qual der Getroffenen, das Röcheln der Verwundeten, die Angst- und Schmerzensschreie. Das Umherirren der Geblendeten. Dreck, Blut, Därme, Knochensplitter: alles zusammengerührt zu einem ekelhaften Brei in den Gräben. Nicht darstellbar: Der Gestank, der penetrante Geruch der Verwesung. Auf einem Schlachtfeld wird geschlachtet und gestorben. Grausam und mitleidslos. Menschliche Körper, die verbrennen, ertrinken, zerquetschen, verbluten, ersticken, verdursten. Ob als Soldaten oder Zivilisten. Männer, Frauen, Greise und Kinder. Manchmal unter Marter, womit sich sadistische Peiniger an den Qualen der Opfer ergötzen, bevor der Tod den Schmerz beendet. Das ist Krieg.
Nein, damit wollen wir uns heute nicht mehr belasten. Das alles ist ganz weit weg. Und waren die Soldaten und auch die Opfer von einst nicht selber Täter? Stichwort: Verbrechen der Wehrmacht?
Helden und Heldentum, das ist heute nicht mehr zeitgemäß. Zu oft wurden die Ideale, der Enthusiasmus und die Opferbereitschaft mißbraucht. Jahrzehnte später galt es als Ausdruck fortschrittlicher Gesinnung, den Wehrdienst zu verweigern. Lieber rot als tot!
Wir leben im postheroischen Zeitalter. In einer Zeit, in der Helden nicht mehr gebraucht werden. Zur Konfliktbewältigung gibt es ja Diplomatie, Geld und zur Not Embargos und Drohnen. So glauben wir. Das nennen wir auch das postfaktische Zeitalter. Fakten sind lästig. Dabei ist unsere Sicherheit trügerisch.
Wir verdrängen die Gedanken, daß es eine Zeit geben könnte, in der wir uns wieder unserer Haut wehren müssen. Und dann jenen Dankbarkeit schulden , die sich um unseretwillen in Gefahr begeben.
Ich schaue in den Spiegel. Nein, ich bin kein Held und will es auch nicht werden. Sterben für Claudia Roth? Auf gar keinen Fall! Sollte es mal ernst werden: So schnell wie möglich weg von hier. Einfach die eigene Haut retten.
Wie denkt Ihr darüber?
Das fragt Euer Bernd