Trump: Trumpf und Triumph
Veröffentlicht: 14. November 2016 Abgelegt unter: Leserbriefe Hinterlasse einen KommentarWunschdenken, das war in diesem Jahr der neue Bestseller von Thilo Sarrazin, in dem die Hintergründe des gegenwärtigen Politikversagens mit brillanter Klarheit aufgezeigt werden. Wunschdenken, das ist die Projektion eigener Vorstellungen und Sehnsüchte in die individuelle Wahrnehmung. Das trübt den Blick auf die Wirklichkeit. Nach dem Brexit-Debakel sind Mainstream-Medien und politische Nomenklatura erneut Opfer dieses auch als „Pippi-Langstrumpf-Prinzip“ bezeichneten Phänomens geworden: Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt. Umso tiefer ist nun der Fall, umso größer ist die Enttäuschung und der Katzenjammer. So, wie wir es schon beim Brexit erlebt haben. Und nun erneut beim Wahlsieg von Donald Trump.
Dabei musste dem unbefangenen Beobachter auffallen, daß unsere Medien in den letzten Monaten nur Zerrbilder über Donald Trump verbreitet hatten. Kaum eine Abbildung, in dem der Kandidat der Republikaner mal in einer normalen Ansicht ohne Grimasse dem Publikum präsentiert worden wäre:
Und wie ihn seine Wähler sahen:
Wer sich ein eigenes Bild von Donald Trump machen wollte, der musste sich schon selber auf die Suche begeben. Einen guten Eindruck vermittelt seine Rede vom 16. Juni 2015 , mit der er seine Kandidatur verkündet: https://www.youtube.com/watch?v=q_q61B-DyPk
Verständlich, daß die Parteigänger der deutschen GroKo am republikanischen Präsidentschaftskandidaten kein gutes Haar ließen. Hatte er sich doch über die hierzulande noch amtierende Kanzlerin wie folgt geäußert: „Was sie Deutschland angetan hat, das war schändlich.“ Wörtlich:
„I think what she did to Germany, that is a disgrace, a disgrace, a total disgrace.”
Hier: https://www.youtube.com/watch?v=hisizJO48zo
Und erneut hier im Interview: https://www.youtube.com/watch?v=hflzqV3IPE8
Nicht nur der republikanische Kandidat, auch die Vereinigten Staaten selbst gerieten zum Zerrbild deutscher Medien. Die Meinungsmacher konnten und wollten nicht verstehen, daß eine Persönlichkeit wie Donald Trump überhaupt Anhänger in den USA haben konnte. Die wohlfeile Erklärung: Es sind die gescheiterten, die enttäuschten Existenzen, die Trump in Massen hinterherlaufen. Die, die sich als Verlierer der Gesellschaft fühlen. Zudem seien große Teile der Bevölkerung jenseits des Atlantik verarmt und entwurzelt und daher anfällig für „Rechtspopulismus“.
Nun ja, auch der Sunshine-State Florida, Domizil der Wohlhabenden, hat für Trump gestimmt. Ich selbst war noch im letzten Jahr drüben. Nicht Armut, sondern Reichtum ist dort ein Massenphänomen und wird offen und ungeniert zur Schau getragen:

Typisches Fortbewegungsmittel in Florida. Es handelt sich um ein Fabrikat des VW-Konzerns (Kein Diesel)
Dabei ist im Staate Florida das Spanische neben Englisch gleichberechtigte Amtssprache. Es haben somit auch viele Hispanics für Trump gestimmt. -Auch die stark von Deutschen und Niederländern geprägten US-Bundesstaaten Wisconsin und Michigan konnte Trump für sich gewinnen.
Ob unsere selbsternannten „Eliten“ wohl ihre Lektion lernen? Die noch vorherrschende Schnappatmung in den Medien lässt daran zweifeln.
Ein lesenswerter Kommentar kam von Klaus Kelle, der uns noch als kritischer Kolumnist der Rheinischen Post in bester Erinnerung ist:
http://denken-erwuenscht.com/die-zeit-der-zornigen-weissen-maenner-ist-wohl-doch-noch-nicht-vorbei/