Yvonne

Liebe Freunde,

ich habe das ganze Wochenende über kaum Schlaf gefunden. Zu herzzerreißend waren die Bilder der tapferen Yvonne, die mutig, aber vergebens um ihre Freiheit kämpfte.  Und dann, an allen vieren gefesselt, mit verbundenen Augen, noch halbbetäubt ein Opfer ihrer unbarmherzigen Häscher wurde. Verdammt noch mal, es gibt doch in Bayern so viele frei laufende Rindviecher!  Wäre da nicht auch noch Platz gewesen für eine sympathische Kuh? Und entstammen  Seehofer und Ramsauer nicht derselben oberbayerischen Heimat wie Yvonne? Verglichen mit dem da produzierten Mist  ist die Hinterlassenschaft dieses als Problemkuh denunzierten Geschöpfes nun wirklich harmlos! Zum Vergleich:

Da bemühen wir uns seit Jahren, daß Luchse, Wolf und Bär wieder in unseren bayerischen Wäldern sesshaft werden. Und stammt nicht unser Hausrind ebenfalls ab vom alten Auerochsen, der noch zu Zeiten unseren seligen Herzogs Tassilo durch bayerische Urwälder streifte? Warum dann diese gnadenlose Jagd nach Yvonne? Keine Frauengruppe,  die sich für ihre Geschlechtsgenossin stark gemacht hätte. Keine Initiative „Yvonne 2011“, die einen Schlichter auf den Plan gerufen hätte. Zum Schluss stand sie ganz allein der Übermacht gegenüber. Aber ihr mutiger und unerschrockener Kampf um Unabhängigkeit stellt sie in eine würdige Reihe mit den großen alpenländischen Freiheitskämpfern, wie einem  Andreas Hofer oder  Balthasar Riesenberger, dem sagenhaften Schmied von Kochel.

Mich beschleicht ein ungutes Gefühl: Lag diese gnadenlose Verfolgungsjagd etwa daran, daß Yvonne vielleicht gar keine angestammte Bajuwarin ist? Namen wie Benedikta, Afra oder Zenzi  hätten den Bezug zum Alpenland klarer zum Ausdruck gebracht. Und vom Fell her eindeutig kein Bayerisches Fleckvieh. Etwa  eher eine Holsteiner Rotbunte? Yvonne am Ende ein preußischer Eindringling im bayerischen Kernland? Wurden hier letztendlich uralte rassische Konflikte reaktiviert, unter denen das arme Rindvieh zu leiden hatte?

Egal, dieses Schicksal, für ein Leben lang weggesperrt zu werden, das hat sie nicht verdient. So was mutet man heutzutage nicht einmal rückfälligen Sexualstraftätern zu.  Und hat nicht unser guter König Ludwig vor über hundert Jahren den selbstgewählten Freitod einer lebenslangen Gefangenschaft vorgezogen?

Eins habe ich mir fest vorgenommen: Wenn ich das nächste Mal in München bin, gehe ich sofort zum  Hofbräuhaus. Da werde ich unter den Gästen den seligen  Aloisius ausfindig machen. In der Hoffnung, daß er doch noch  seinen Brief übergibt und die bayerische Staatsregierung endlich zur höheren Einsicht kommt. Und damit  jedes Rindvieh da unten seinen Frieden findet.

Es grüßt Euch

Euer Bernd



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